Er ist gerade 25 Jahre alt, als er im September 1954 seine erste Pfarrstelle in Montgomery im US-Bundesstaat Alabama antritt: Martin Luther King jr., Sohn eines wohlhabenden Baptistenpfarrers. Dort im Süden der USA hat ein Drittel der Bevölkerung eine dunkle Hautfarbe. "Nigger" werden sie genannt, arbeiten meist als Landarbeiter oder Haushaltshilfen und werden noch immer ähnlich wie Sklaven behandelt. Es herrscht "Rassentrennung": Gleiche Rechte für Schwarze und Weiße gibt es nicht. Als sich die schwarze Näherin Rosa Parks weigert, einen "nur für Weiße" reservierten Sitzplatz im Bus zu räumen, wird sie verhaftet. Daraufhin organisiert King im Dezember 1955 einen Bus-Boykott, der 381 Tage dauert. Dann hat die Aktion Erfolg: Der Oberste Gerichtshof der USA entscheidet, dass die "Rassentrennung" in Autobussen gegen die Verfassung verstößt.
Es ist der Beginn des gewaltfreien Widerstands: Wie für sein Vorbild Mahatma Gandhi ist Gewaltlosigkeit für King das einzige legitime Mittel der Politik. Er ist plötzlich landesweit bekannt und wird zum Präsidenten der Konferenz christlicher Kirchenführer im Süden gewählt. In dieser Funktion reist der am 15. Januar 1929 in Atlanta geborene King von Stadt zu Stadt und predigt. Je größer sein Zulauf wird, desto militanter entwickelt sich der Widerstand weißer Extremisten. Der Klu-Klux-Klan zündet eine Bombe in der Baptistenkirche in Birmingham. Vier kleine schwarze Mädchen werden getötet. King organisiert eine Protestaktion und wird verhaftet. US-Präsident John F. Kennedy verfügt schließlich seine Freilassung und legt dem Kongress ein Bundesgesetz zu landesweiten Gleichberechtigung vor.
Friedensnobelpreis und Schikane
Als das Gesetz ein Jahr später in Kraft tritt, ist Kennedy tot - ermordet. King hatte seinen mächtigen Verbündeten mit einem Marsch nach Washington unterstützt: Weit über 200.000 Menschen singen am 28. August 1963 vor dem Capitol "We shall overcome", die Hymne der Bürgerrechtsbewegung. Der 34-jährige King hält seine berühmte Rede: "Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und früherer Sklavenhalter in der Lage sind, gemeinsam am Tisch der Brüderlichkeit zu sitzen". 1964 erhält er den Friedensnobelpreis. Das Preisgeld stiftet er der Bürgerrechtsbewegung.
King glaubt, sein Traum sei schon in greifbarer Nähe. Doch 1965 eskaliert in Selma im US-Bundesstaat Alabama die Gewalt. Auf ihn und andere Demonstranten wird geschossen. Drei Menschen sterben. Sie protestierten, weil die Stadt sich weigert, Schwarze in die Wählerliste einzutragen. FBI-Chef Edgar Hoover beginnt, King zu schikanieren. Er unterstellt ihm Kontakte zur Kommunistischen Partei, lässt ihn beschatten und veröffentlicht Tonbänder, auf denen der verheiratete Pfarrer mit seinen Geliebten zu hören ist. 1967 verliert King die Unterstützung von US-Präsident Lyndon B. Johnson, als er sich in Harlem bei einer Predigt gegen den Vietnam-Krieg ausspricht: "Lasst euch von niemandem einreden, Gott habe Amerika auserwählt, als seine göttliche messianische Kraft, damit es so etwas wie ein Weltpolizist sei."
Zweifel an Einzeltäter-Theorie
1968 plant King einen erneuten Marsch nach Washington, diesmal nicht für die Gleichberechtigung der Schwarzen, sondern für die soziale Gerechtigkeit. Fast jeder vierte Amerikaner lebt damals unter der Armutsgrenze. Doch so weit kommt es nicht: Am 4. April 1968 wird King im Alter von 39 Jahren auf dem Balkon des "Lorraine"-Motels in Memphis erschossen.
Viele zweifeln, dass der Kleinkriminelle James Earl Ray ein Einzeltäter ist. Wer hat ihm kurz vor der Tat zur Flucht aus dem Gefängnis verholfen sowie ihm falsche Papiere, Geld und eine Waffe besorgt? Wer organisiert nach dem Mord seine Flucht über Kanada nach Europa, wo er zwei Monate später in London verhaftet wird? Wer bezahlt seinen teuren Anwalt, der ihm zu einem Geständnis rät, um die Todesstrafe zu verhindern? Denn so kommt es zu einem Urteil ohne jede Beweisaufnahme. Noch im Gerichtssaal widerruft Ray sein Geständnis. Bis zu seinem Tod 1998 hinter Gittern beteuert Ray seine Unschuld. Er sei Opfer eines Komplotts geworden.
Stand: 04.04.2013
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