Herbert Zimmermann ist aufgeregt. Im Juli 1954 steht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in Bern im Weltmeisterschafts-Endspiel gegen Ungarn, und der Sportreporter glaubt, die 50 Millionen Landsleute vor den Radioapparaten auf die drohende Niederlage vorbereiten zu müssen. Immerhin hat das Team von Sepp Herberger das erste Kräftemessen gegen den Favoriten im Turnier mit 3:8 verloren.
Eine "Riesensensation" sei schon das Erreichen des Finales, beruhigt Zimmermann die Zuhörer: ein "Fußball-Wunder". Als Ungarn schnell mit 2:0 in Führung geht, scheint alles entschieden. Aber dann gleicht Deutschland aus und der Reporter steigert sich in einen emotionalen Rausch. Seine Worte zum 3:2 für Deutschland - "Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt ... Tooooor! Tooooor! Tooooor!" - schreiben Fußballgeschichte.
Vom Wasserstandsmelder zum Reportage-Star
Geboren wird Zimmermann am 29. November 1917 als Sohn einer Dolmetscherin und eines Versicherungskaufmanns in Alsdorf bei Aachen. In der Schule gilt er als intelligent, aber nicht immer fleißig – seine Karriere indes wird er gewissenhaft vorantreiben. 1937 geht Zimmermann zur Wehrmacht und steigt in den Offiziersrang auf; im Zweiten Weltkrieg meldet er sich drei Mal als Freiwilliger für Fronteinsätze. Für seinen Mut erhält er das Eiserne Kreuz und das Ritterkreuz.
1942 wird Zimmermann durch eine Beinverletzung dienstuntauglich. Vom Chefsprecher der "Wochenschau" Rolf Wernicke wird er zum Reporter ausgebildet. 1946 beginnt er mit kleinen Aufträgen beim Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR). Hier verliest er Vermisstenlisten und Wasserstandsmeldungen; dann besorgt ihm seine Lebensgefährtin eine Stelle im Sportressort, wo er mit Reportagen von den Olympischen Spielen 1948 bekannt wird. Als Sportfunkchef führt er 1952 die Fußballkonferenzschaltung ein – wofür ihm Fußballfans bis heute dankbar sind.
Durch fehlendes Losglück zum Endspiel
1954 wird Zimmermann durch seine Reportage des WM-Endspiels zwischen Deutschland und Ungarn zur Legende. Dabei darf er nur deshalb antreten, weil Reporterkonkurrent Kurt Brumme das Los für das begehrte Eröffnungsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Türkei gewonnen hat und die Kommentatoren danach im wechselnden Turnus ans Mikrofon gehen. Auch wenn die Kirchenoberhäupter ihn später heftig dafür kritisieren, dass er Torwart Anton "Toni" Turek in seiner emotionalen Reportage zum "Fußballgott" stilisiert, bleibt Zimmermanns Stimme bis heute untrennbar mit dem "Wunder von Bern" verbunden.
Nach der Aufteilung des NWDR in WDR und NDR bleibt Zimmermann im Norden. Er stirbt 1966 nur 49-jährig nach einem schweren Autounfall.
Stand: 29.11.2012
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 29. November 2012 ebenfalls an Herbert Zimmermann. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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