Zumindest in einem Punkt sind sich Klaus Spanke und Sohn Simon aus Köln immer einig: Samstags ab 14.05 Uhr wird Radio gehört. Dann starten auf WDR 2 in "Liga live" die aktuellen Berichte von den Spielen der Fußball-Bundesliga: "Alle Tore, alle Spiele, alles live". Die Partien sind inzwischen zwar auch im Privat-TV zu sehen. Doch nicht nur Vater Spanke, auch der 11-jährige Simon ist absoluter Fan der ARD-Bundesliga-Konferenz: "Weil da die Spannung größer ist und man nicht sofort weiß, wer jetzt das Tor geschossen hat."
Wie für die Spankes gehört die Bundesliga-Konferenz, deren Fäden beim WDR in Köln zusammenlaufen, samstags seit Jahrzehnten einfach dazu. Besonders die schnellen Schalt-Staffeln zur Halbzeit und vor Spielende liefern zuverlässig Spannung. "Das ist schon richtig klasse, da ist Hektik drin, da ist Dynamik drin. Vor allen Dingen: Man sieht ja mit den Ohren", schwärmt Ex-Nationaltorhüter Toni Schumacher über den Radio-Oldie. Die erste Fußball-Konferenzschaltung ging bereits elf Jahre vor Gründung der Bundesliga über den Sender.
Sendetechnische Pionierleistung
Die Idee stammt vom Reporter des legendären WM-"Wunders von Bern", Herbert Zimmermann. Im September 1952 kündigt der Sportchef des NWDR eine für Fußballfreunde schier unglaubliche Hörfunk-Premiere an: "Alle Spiele der Oberliga Nord auf Ultrakurzwelle Nord und Mittelwelle!". Am 21. September 1952 sitzt Zimmermann im Hamburger NWDR-Funkhaus am Mikrofon und koordiniert in einer 45-Minuten-Sendung den Live-Einsatz von sechs Reportern, die von sechs Plätzen das Spielgeschehen kommentieren – sendetechnisch eine Pionierleistung mit kaum vorstellbarem Aufwand.
Die erste Konferenzschaltung im Hörfunk ist so erfolgreich, dass sie ab März 1953 bundesweit von allen ARD-Sendern ausgestrahlt wird. Von Anfang an dabei ist auch Reporter-Urgestein Kurt Brumme, der beim WM-Endspiel 1954 als Ersatzmann hinter Zimmermann sitzt. Aus Köln kommentiert der Mann mit der sonoren Stimme die Spiele der Oberliga West. Von 1963 bis 1988 moderiert Brumme als Leiter des WDR-Hörfunk-Sports den Samstags-Hit "Sport und Musik". Nach ihm prägen die Bundesliga-Schalten Reporter wie Heribert Fassbender, Werner Hansch, Manni Breuckmann oder heute Sabine Töpperwien und Sven Pistor - jeder auf seine typische Weise.
Mehr Live-Info statt Musik
Bei "Liga Live" müssen technische und redaktionelle Abläufe exakt ineinander greifen. Zehn Tage vor einem Spieltag beginnen deshalb die Planungen der von Sabine Töpperwien geleiteten WDR 2-Sportredaktion. Die Reihenfolge der Übergaben von einem Reporter zum anderen wird genau festgelegt. Zwischenrufe sind nur bei Toren, Elfmetern und Roten Karten gestattet. Vor allem zu den Halbzeit- und Schlusskonferenzen ist genaues Timing nötig, da dann alle ARD-Anstalten sekundengenau zusammengeschaltet werden.
Der Stress während einer Konferenz ist für die Reporter enorm: Notizen machen über das Spiel, das Geschehen auf und neben dem Rasen im Blick haben, über Kopfhörer das laufende Programm verfolgen. Und immer die Uhr im Nacken. Sind sie auf Sendung, müssen sie oft in 45 Sekunden den Verlauf zusammenfassen und die aktuellen Spielzüge bildhaft, abwechslungsreich und dynamisch präsentieren - auch wenn auf dem Platz herzlich wenig passiert.
Seit Beginn der neuen Bundesliga-Saison liefert WDR 2 seinen Hörern noch mehr Live-Informationen aus den Stadien. Durch Kürzung des Musikprogramms können die Reporter nun insgesamt 75 Minuten über Strafraumdramen, Spieltaktik und natürlich Tore berichten.
Stand: 21.09.2012
Programmtipps:
Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.
"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 21. September 2012 ebenfalls an die erste ARD-Fußball-Schaltkonferenz. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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