Während Fritz Walters Vater die Gäste im Vereinslokal des 1. FC Kaiserslautern bewirtet, spielt sein Sohn draußen die Nachbarsjungen schwindelig. 1936 soll der 16-Jährige per Ausnahmegenehmigung als Profi spielen. Ein Arzt verhindert dies, weil Walter viel zu schmächtig sei. Erst eine einjährige mittägliche Essenskur in einer Kaiserlauterer Metzgerei macht das Ausnahmetalent reif für die erste Liga.Doch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs raubt Walter die besten Sportlerjahre - auch wenn ein fußballverrückter Major ihn vorm Fronteinsatz bewahrt. Zwar erzielt er 1940 in seinem ersten Länderspiel unter Trainer Sepp Herberger drei Tore. Aber erst die Rückkehr in die Nationalmannschaft elf Jahre später macht das "schmale Handtuch" zur Fußballer-Legende. Als Mittelfeldspieler erzielt Walter beim 1. FC Kaiserlautern in 384 Spielen 327 Tore. Bis zum Auftritt Uwe Seelers ist er als Spielführer mit 33 Treffern in 61 Länderspieleinsätzen Rekordtorschütze der Nationalmannschaft.
"Schnuckelino" bleibt in Kaiserslautern
1948 heiratet Walter Italia Bortoluzzi. Dass der Fußballstar die Italienerin mit ihren roten Lackstiefeln und ihren Pelzmänteln einem Pfälzer Mädchen vorzieht, sorgt unter Einheimischen für Empörung. Dabei ist es Italia, die ihren Mann in Kaiserslautern hält. 320 Mark verdient er im Monat, als ihm ein Gesandter von Atlético Madrid das Dreißigfache in jeder gewünschten Währung verspricht. Die Unterschrift Walters unter einen Zweijahresvertrag ist dem Unterhändler aus Spanien weitere 250.000 Mark wert. Walter bittet Italia um ihre Meinung. "Schnuckelino", soll sie gesagt haben, "du brauchst mich doch nicht lange fragen. Da oben, der Betze, der 1. FCK, der Chef, der Herr Herberger, die Nationalmannschaft und Deutschland". Die bloße Aufzählung reicht.
Walter bleibt - und spielt 1954 im Endspiel um die Fußball-Weltmeisterschaft in Bern das Spiel seines Lebens. 3:2 gewinnt die Nationalmannschaft unter seiner Führung gegen die hoch favorisierten Ungarn. So gibt Walter, der am 17. Juni 2002 im Alter von 81 Jahren in Enkenbach-Alsenborn bei Kaiserslautern stirbt, mit dem "Wunder von Bern" der Nation ihr Selbstbewusstsein zurück. "Es gibt drei Gründungsväter der Bundesrepublik", wird der Historiker Joachim Fest später einen Freund zitieren. "Politisch ist es Adenauer, wirtschaftlich ist es Erhard und mental ist es Fritz Walter. (...) Eigentlich war 1954, der 4. Juli, das Gründungsdatum der Bundesrepublik."
Stand: 17.06.07