Eine Familie betrachtet am 2. Oktober 1997 den Schädel eines Tyrannosaurus Rex bei Sotheby's in New York

Stichtag

4. Oktober 1997 - Dino-Skelett wird bei Sotheby's versteigert

Die Versteigerung von Sue beginnt am 4. Oktober 1997 bei Sotheby's in New York mit einem Erstgebot von 500.000 Dollar. Sue ist das größte und am besten erhaltene Skelett eines Tyrannosaurus Rex, das je gefunden wurde. Das Exemplar muss zu Lebzeiten - vor mindestens 65 Millionen Jahren - sieben Tonnen schwer und vier Meter hoch gewesen sein. Wenige Minuten nach dem Erstgebot fällt der Hammer, die Vertreter des Field Museum of National History in Chicago erhalten für knapp 8,4 Millionen Dollar den Zuschlag. Es ist der höchste Preis, der je mit einem Fossil erzielt worden ist. Um die Summe aufbringen zu können, hatten sich Unternehmen und private Spender zusammengetan: Sue sollte um jeden Preis in den USA bleiben.

Hüftknochen über dem Schädel, Beinknochen in den Rippen

Der Auktion sind spannende Jahre vorausgegangen. Im Sommer 1990 sucht eine Expedition des Black Hills Institute, einem privaten Ausgrabungsunternehmen, Fossilien im Sioux-Indianerreservat Cheyenne River, im Westen des US-Bundesstaats South Dakota. Die Gruppe hat bereits Knochen gefunden und will abreisen, als die Paläontologin Susan Hendrickson am 12. August 1990 stundenlang mit ihrem Hund spazieren geht. Abseits der anderen Fundorte sieht sie schließlich wie die Knochen eines Rückgrates aus einem Felsvorsprung ragen. Es ist das zum Großteil erhaltene Skelett eines weiblichen Tyrannosaurus Rex. Von 321 bekannten Tyrannosaurus-Knochen sind 224 vorhanden. Bisher aufgefundene Skelette waren höchstens zur Hälfte erhalten gewesen. Wissenschaftler vermuten, Wasser und Schlamm haben den Dinosaurier kurz nach dem Tod bedeckt, so dass andere Tiere die Knochen nicht wegschleppen konnten. Das fließende Wasser hat die Knochen vermischt: Als die Paläontologen um Peter Larson und Sue Hendrickson das Fossil freilegen, liegen die Hüftknochen über dem Schädel, die Beinknochen sind mit den Rippen vermengt. Der weibliche Dinosaurier wird nach seiner Finderin benannt: Sue. Tatsächlich ist ihr Geschlecht aber unbekannt. Wissenschaftler zählen die Ringe in ihren Knochen und wissen immerhin, dass sie mit 28 Jahren gestorben ist - für einen Tyrannosaurus Rex ein hohes Alter.

Wem gehören die Knochen?

Doch Sues Kochen ragen aus dem Land eines Sioux-Indianers, Maurice Williams. Susan Hendricksons Chef Peter Larsen, Präsident des Black Hills Institute, zahlt ihm 5.000 Dollar. Doch Williams erfährt schnell, dass die Knochen Millionen an Dollar wert sind. Er klagt vor Gericht, er habe die 5.000 Dollar für die Ausgrabung und Reinigung der Knochen bezahlt, sie aber nicht verkauft. Ein fast vier Jahre langer Prozess beginnt, an dem verschiedene Regierungsbehörden und Paläontologen beteiligt sind. Denn das Indianer-Territorium am Cheyenne River gehört in letzter Instanz dem US-amerikanischen Innenministerium. FBI-Agenten und die Nationalgarde beschlagnahmen den Fund 1992 im Black Hills Institute, packen die Knochen in 135 Kisten und halten sie unter Verschluss. Der Fossilienhändler Peter Larsen wird nach der Durchsuchung wegen Betrugs in anderen Fällen, unter anderem unerlaubtem Fossilienbesitz, zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Am Ende gewinnt der Indianer Williams den Prozess: Er darf - mit Genehmigung der amerikanischen Regierung - den Tyrannosaurus verkaufen. Der Dinosaurier ist seit 2000 im Field Museum of National History in Chicago zu besichtigen. Und Peter Larsen leitet als Präsident des Black Hills Institute weiterhin Grabungen.

Stand: 04.10.2012

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