1928 entwickelt der Physikprofessor Hans Geiger gemeinsam mit seinem Doktoranden Walther Müller das "Geiger-Müllersche-Zählrohr" zur Messung von radioaktiver Strahlung. Als "Geigerzähler" ist das Gerät, das freie Teilchen per Knack-Geräusch anzeigt, bis heute im Einsatz.
Dabei ist der Geigerzähler physikalisch eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Denn er zeigt Strahlung als Teilchen an. Dabei ist sie Teilchen und Welle zugleich - und demnach laut physikalischen Gesetzen gar nicht zu bestimmen. Diesen Grundsatz setzt Geigers Entwicklung souverän außer Kraft. Bis heute ist nicht entschlüsselt, warum das funktioniert.
Der positive Kern der Dinge
Geboren wird Geiger am 30. September 1882 in Neustadt an der Weinstraße. Von Anfang an ist er von Strahlung fasziniert – ein Bereich, der ihn zeitlebens am meisten beschäftigt. Geiger studiert Physik und Mathematik in Erlangen und München. 1907 wird er in Manchester Assistent von Ernest Rutherford, einem der bedeutendsten Experimentalphysiker und Teilchenforscher des 20. Jahrhunderts. Gemeinsam mit ihm macht er die Entdeckung, dass sich die positive Ladung des Atoms im Kern konzentriert: Grundlage des Rutherfordschen Atommodells. Danach gilt Geiger als unangefochtene Koryphäe auf dem Gebiet der Teilchen und der Strahlung.
1912 gründet Geiger in Berlin ein Institut für Radioaktivität. Unterbrochen wird seine Karriere vom Ersten Weltkrieg, in dem er als Artillerie-Offizier kämpft. 1925 habilitiert er sich in Berlin und wechselt ein Jahr später als Professor an die Universität von Kiel. Der hier entwickelte Geigerzähler macht ihn auch außerhalb der Physikerwelt berühmt.
Tod kurz nach Hiroshima
1938 gelingt Otto Hahn und Fritz Straßmann in Berlin die Spaltung von Urankernen. Im nationalsozialistischen Deutschland wird die Nutzung der Kernspaltung zu militärischen Zwecken fortan zum wichtigsten Forschungsziel. Auch Geiger, der inzwischen an der Technischen Hochschule Berlin eine Professur innehat, macht mit, wenn auch nicht an vorderster Front. 1942 zieht er sich wegen einer schweren rheumatischen Erkrankung gänzlich aus allen wissenschaftlichen Ämtern zurück.
Geiger stirbt im September 1945 in Potsdam. Den ersten Atombombenabwurf der Alliierten auf Hiroshima und Nagasaki einen Monat zuvor bekommt er vom Krankenbett aus noch mit.
Stand: 30.09.2012
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