Stichtag

8. August 1962 - Erste selbsttätige KfZ-Waschanlage wird patentiert

Zwei Drittel aller Autofahrer steuern zur Wagen-Reinigung eine Waschanlage an, hat 2011 eine Umfrage der Prüforganisation Dekra ergeben. Der Rest legt in einer Waschbox selbst Hand an oder säubert seinen Pkw - verbotenerweise – noch vor der eigenen Haustür. Dabei betreiben neben Großwaschstraßen inzwischen die meisten Tankstellen Anlagen, in denen die Autos einzeln automatisch gewaschen werden, nachdem der Fahrer das Auto verlassen hat.

Diese so genannten Portalanlagen arbeiten mit zwei Dach-, einer Seitenbürste, zwei Radbürsten und einem Trockengebläse. Noch immer funktionieren sie nach fast dem gleichen Grundprinzip, das zwei Ingenieure aus Augsburg vor 50 Jahren entwickelt haben. Am 8. August 1962 melden Gebhard Weigele und Johann Sulzberger die erste "selbsttätige Waschanlage für Kraftfahrzeuge" zum Patent an.

Was machen die mit meinem Auto?

Die Grundidee der Augsburger Unternehmer war damals dieselbe wie heute. Die Anlagen sollten Autofahrer dazu bringen, mehr Geld an der Tankstelle zu lassen. Waschen und Tanken in einem spart Zeit und ist bequem. Doch das Misstrauen der KfZ-Besitzer, ihr geliebtes Blech einem Automaten mit stürmisch rotierenden Waschbürsten anzuvertrauen, ist groß. Karl Friedrich Lira vom deutschen Tankstellenverband und einer der ersten Waschanlagenbetreiber, weiß noch: "Die standen davor und fragten sich: Was machen die mit meinem Auto? Was passiert da eigentlich und wie kriege ich mein Auto wieder?"  

Nur langsam entwickelt sich die Automatik-Waschanlage zum echten Gewinn für die Tankstellen. Ende der 60er Jahre gibt es erst knapp 1.000 in der Bundesrepublik. Trotz manch geknickter Antenne und abgerissener Scheibenwischer oder Außenspiegel steigt die Zahl bis Anfang der 80er rasant auf rund 10.000 Anlagen. Sensorgesteuert sorgen heute rund 14.000 Portalwaschautomaten für sauberes Blech und spülen den Tankstellen etwa 800 Millionen Euro Umsatz jährlich in die Kassen. Bei stetig sinkender Rendite im Spritverkauf ist das Waschgeschäft so unverzichtbar geworden wie der Verkauf von Getränken, Speisen und anderer autofremder Artikel.

Wichtiger Beitrag zum Umweltschutz

Zwei Jahre nach ihrer Portalanlage stellen die Carwash-Pioniere Weigele und Sulzberger 1964 die erste Waschstraße vor, die der Fahrer im Wagen sitzend durchrollt. Zahlreiche Zusatzangebote wie Vor- und Unterbodenwäsche oder Lackschutzoptionen runden seither den Service ab. Das hat seinen Preis. Kostet eine Wäsche in den ersten Automatik-Anlagen noch eine Mark, so sind heute je nach Waschprogramm im Schnitt sieben bis 15 Euro fällig. Dafür liefert deren Technik auch einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz, denn moderne Anlagen fangen nicht nur Dreck-, Wachs- und Ölreste mit Filtern auf.

"Das gebrauchte Wasser wird aufbereitet und Schmutzpartikel fallen heraus", erklärt Karl Friedrich Lira. "Dann wird Sauerstoff ins Wasser geblasen; durch eine Filteranlage kommt es geruchsfrei und geklärt neutral heraus und wir können es neu verwenden." Doch Lira und seine Kollegen registrieren beim lukrativen Waschgeschäft sinkende Umsätze, allein 2011 um zehn Prozent. Dafür sind nicht nur die rapide kletternden Spritpreise verantwortlich. Immer weniger Deutsche sehen ihr Auto als rollendes Statussymbol, sondern schlicht als Fortbewegungsmittel. Und das muss nicht mehr unbedingt jede Woche durch die Waschanlage.

Stand: 08.08.2012

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