Seit jeher neigt die Menschheit dazu, ihre schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit zu waschen. Schon im 4. Jahrtausend vor Christus gehen ägyptische Sklaven zum Nil, um auf verschmutzter Kleidung herumzutreten und sie gegen Steine zu schmettern. Bis ins 20. Jahrhundert stehen die Frauen mit Waschbrettern an Flüssen oder legen die sauberen Linnen zum Bleichen auf die Wiese. Erst die Erfindung der Waschmaschine und des Wäschetrockners holt sie allmählich ins Haus zurück. Fortan wäscht der Großteil der Menschheit zumindest in der westlichen Welt seine schmutzige Wäsche verschämt im Keller.
Geräte zum Reinigen der Wäsche sind lange Zeit nahezu unerschwinglich. Deshalb hat der US-amerikanische Geschäftsmann J. F. Cantrell zu Beginn der dreißiger Jahre eine geniale Geschäftsidee. Er kauft sich vier Waschmaschinen und stellt sie in einen Raum, vermutlich in der Viehstadt Fort Worth in Texas. Dann vermietet er die Ungetüme aus Metall stundenweise. Am 18. April 1934 eröffnet seine "Washateria", nach gegenwärtiger Quellenlage der älteste Waschsalon der Welt. Von nun an kommen die Cowboys und deren Frauen, um den Staub der Straße und den Dung der Rinder von Hemden, Jeans und Kleidern zu waschen - oder auch, um den neuesten Klatsch und Tratsch zu besprechen. Dank der Waschsalons darf also auch weiterhin schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit gewaschen werden.
In den USA setzt sich Cantrells Geschäftsidee schnell durch. In den Waschsalons wird fortan nach Gewicht bezahlt, dann kommt ein Zettel mit dem Kundennamen an die jeweilige Maschine, die in 16 verschiedenen Arbeitsgängen weicht, wäscht und spült. Deutsche Hausfrauen, Studenten und Junggesellen müssen allerdings bis 1950 warten, bevor sie gemeinsam in das rotierende Loch öffentlicher Waschmaschinen schauen können: Da nämlich eröffnet in München die erste "Laundrette".
Stand: 18.04.09