Jean Harlow

Stichtag

7. Juni 1937 – Jean Harlow stirbt in Los Angeles

Lola Burns hat es satt, im Filmgeschäft zur "Stripnummer" degradiert zu werden. Auch will sie nicht überall unwahre Skandalgeschichten von sich lesen. "Es kommt nicht darauf an, was du gerne liest, sondern, was das Publikum gerne liest", hält ihr der Filmboss in "Die Sexbombe" (1933) entgegen. "Und so mögen sie dich auch: Skandale, kühne Kleider, eine strahlende, Funken sprühende Persönlichkeit."

Victor Flemings Film "Die Sexbombe" gibt sich als Parodie auf die Glitzerwelt Hollywoods. Aber die Kritik wird durch die Erotik der Bilder relativiert. Jean Harlow spielt Lola Burns in hautengen Kleidern, ohne Büstenhalter und mit tiefem Dekolleté. Vor allem aber spielt sie sich selbst: ein Frau, die Hollywood zur platinblonden Sex-Ikone stilisiert hat – und die nun versucht, als Schauspielerin ernst genommen zu werden.

Aus Spaß zum Film

Geboren wird Jean Harlow 1911 als Harlean Harlow Carpenter in Kansas City. Ihr Vater ist Zahnarzt, die gelangweilte Mutter verhätschelt die einzige Tochter, wo sie nur kann. Die brennt 1927 mit einem fünf Jahre älteren Mann durch und heiratet ihn heimlich. Als die Ehe öde wird, bewirbt sie sich aus Spaß beim Film.

Harlow erhält kleine Rollen – etwa in der Slapstick-Komödie "Der Prinz im Fahrstuhlschacht" (1929) von Stan Laurel und Oliver Hardy, in dem die 18-Jährige würdevoll wie eine Königin im kurzen Unterrock in die Hotel-Lobby schreitet, nachdem Laurel ihr Kleid beim Aussteigen in die Wagentür geklemmt hat. Ein Agent ist von diesem Auftritt so begeistert, dass er den reichen Produzenten Howard Hughes auf sie aufmerksam macht.

Marilyns Vorbild

Hughes gibt Harlow eine Rolle im Film "Höllenflieger" (1930), in dem sie mit weißblond gefärbten Haaren gleich drei Männer bezirzt.  Ihr Spruch "Wären sie schockiert, wenn ich in etwas Bequemeres schlüpfe?" schreibt Filmgeschichte.

"Höllenflieger" legt Harlow auf jene Rolle fest, die sie auch in Filmen wie "Vor Blondinen wird gewarnt" (1931), "Lustige Sünder" (1936) oder "Seine Sekretärin" (1936) – durchaus mit humoristischem Talent – perfektioniert. Der von ihr verkörperte Typus der erotischen Frau löst den schwarzhaarig-verruchten Vamp der Stummfilmzeit endgültig ab und setzt Maßstäbe: Marilyn Monroe etwa wird sich später ausdrücklich auf Harlow als großes Vorbild berufen.

Als Männerschwarm Idol der Frauen

Bald verdient Harlow mit ihren Filmen mehr als die anderen Diven Joan Crawford oder Greta Garbo. Ein Grund hierfür ist, dass sie in Clark Gable einen männlichen Gegenpart findet, mit dem sie sich in Filmen wie "Dschungel im Sturm" (1932) neben allem Sex-Appeal auch ironische Wortgefechte liefern darf. Dass Frauenrechtlerinnen auf die Barrikaden gehen, tut der Karriere keinen Abbruch. Insgesamt spielt Harlow in 23 Filmen mit.

Aber nicht nur Männer stürmen in die Kinos; viele Frauen lassen sich die Haare platinblond färben. Harlow ist schnell genervt vom Klischee, das sie immer wieder bedienen muss. Aber anders als im Film ist sie im wahren Leben viel zu schwach, um sich zu wehren.

Das Unglück mit den Gatten

Mit 21 Jahren heiratet Harlow den mehr als doppelt so alten Produzenten Paul Bern, der sie in der Hochzeitsnacht krankenhausreif prügelt. Kurz darauf übergießt er sich mit Harlows Lieblingsparfüm und begeht Selbstmord. Auch Harlows dritte Ehe mit einem Kameramann wird – vermutlich auf Druck des Filmstudios – nach sechs Monaten geschieden.

Zur Hochzeit mit ihrem Filmpartner William Powell kommt es nicht mehr: 1937 bricht Harlow bei den Dreharbeiten zu "Saragota" zusammen. Sie stirbt am 7. Juni 1937 in Los Angeles infolge eines Nierenversagens an einer Schwellung im Gehirn.

Stand: 07.06.2012

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