Alfred Krupp, deutscher Industrieller (1812 bis 1887)

Stichtag

26. April 1812 - Alfred Krupp wird geboren

Nachlässigkeit, Pflichtverletzung - es gibt wenig, was Alfred Krupp noch mehr verachtet. Der Stahlunternehmer läuft durch seine Fabriken: Er prüft, verbessert und hinterlässt Zettel mit Arbeitsanweisungen. Sein Motto: "Das Auge des Herrn wirkt auf die Leute wie das Putzen auf die Pferde." Trotzdem ist Krupp Mitte des 19. Jahrhunderts ein gefragter Arbeitgeber. Kruppianer haben viele Vorteile: vergleichsweise hohe Löhne, werkseigene Wohnungen und Geschäfte, dazu Krankenkassen und Hinterbliebenenversorgung.

Mitten in der Industrialisierung setzt Alfred Krupp soziale Maßstäbe - allerdings nicht aus reiner Menschenliebe. Damals fluktuieren die Belegschaften der Unternehmen stark. Deshalb bindet Krupp seine Arbeiter durch Vergünstigungen. Dafür verlangt der Patriarch Loyalität und Gehorsam. Seine Beschäftigten dürfen nicht streiken und keiner Gewerkschaft beitreten: "Höhere Politik erfordert mehr Zeit und Einblick in die Verhältnisse, als dem Arbeiter verliehen ist."

14-Jähriger Schulabbrecher wird Chef

Für den Krupp-Biografen Thomas Rother liegen die Hartnäckigkeit und die Verbissenheit von Alfred Krupp "in der Kindheit dieses Mannes" begründet. Der Beginn ist hart: Die Krupps sind zwar eine wohlhabende Essener Kaufmannsfamilie - Nachfahren holländischer Einwanderer. Doch Vater Friedrich versenkt sein Erbe in einer erfolglosen Gussstahlfabrik. Die Familie verliert ihre Wohnung. Der am 26. April 1812 in Essen geborene Alfred wächst in einem kleinen Aufseherhäuschen auf dem Fabrikgelände auf. Er bricht die Schule ab, als sein Vater stirbt und übernimmt mit 14 Jahren die Leitung der Firma. Diese Verantwortung prägt ihn sein Leben lang.

25 Jahre macht die Kruppsche Fabrik Verluste. Erst mit 41 Jahren gelingt Alfred Krupp 1853 endgültig der Durchbruch: Er spaltet ein Stück Stahl und walzt ihn aus. Das Ergebnis sind Eisenbahnräder ohne Naht, die nicht mehr brechen. Die Erfindung wird weltweit zum Verkaufsschlager. Drei solche, aufeinandergelegte Reifen werden später zum Firmensymbol von Krupp. Als Hobby beginnt Alfred, Gewehrläufe und Kanonen zu konstruieren. In den Kriegen Preußens gegen Österreich und Frankreich belegen die Stahlkanonen ihre Effizienz. Aus dem Eisenbahnkönig wird der Kanonenkönig. Die Rüstung wird zum zweiten Standbein der Firma. Krupp beliefert Freund und Feind, in Europa, Russland und bis nach Ägypten. Es ist der Beginn von Krupp als Rüstungsschmiede des Deutschen Reichs.

Unglückliches Familienleben

Aus der kleinen väterlichen Stahlkocherei ist längst eine Fabrikstadt geworden. Krupp dagegen wohnt im Grünen: in der schlossartigen Villa Hügel mit 269 Zimmern. Ein glückliches Familienleben erlebt er nicht. Fünf Jahre vor seinen Tod verlässt ihn seine 20 Jahre jüngere, von ihm so geliebte Frau Bertha - enttäuscht über die Hingabe ihres Mannes an die Fabrik und sein patriarchales Auftreten. Alfred fügt sich in den schmerzhaften Verlust, wird aber noch starrer und eigensinniger.

Am Ende ist Alfred Krupp ein ebenso erfolgreicher wie einsamer Stahlbaron. In seinen letzten Jahren spendet er mehrmals anonym für wohltätige Zwecke, skizziert neue Arbeiterhäuser und sorgt sich weiter um die Firma. Am 14. Juli 1887 stirbt der Schwerindustrielle an einem Herzinfarkt. Die Fabrik erbt sein einziger Sohn Friedrich: Aus der ehemals maroden Sieben-Mann-Firma ist inzwischen ein 20.000-Mitarbeiter-Imperium geworden.

Stand: 26.04.2012

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