Anfang des 15. Jahrhunderts streiten die Fürstenhäuser von Burgund und Orléans, aus dem die französischen Herrscher stammen, erbittert um die Macht in Frankreich. Im Kampf um die Krone verbünden sich die Burgunder mit England: Der so genannte Hundertjährige Krieg flammt wieder auf. Der Vertrag von Troyes regelt 1420, dass der englische König Heinrich V. nach dem Tod des französischen Herrschers Karl VI. beide Länder in Personalunion führen soll. Damit wird Kronprinz Karl aus der Orléans-Linie als Thronfolger verdrängt.
Vor diesem Hintergrund erscheint wie aus dem Nichts im Mai 1428 ein Mädchen namens Jeanne auf der königlichen Festung Vaucouleurs – einer Enklave mitten in burgundischem Territorium – und behauptet, der Heilige Michael sei ihr mit dem Auftrag erschienen, die Engländer zu vertreiben und Karl zum König zu machen. Mit diesem Auftritt gibt Jeanne d‘Arc der Geschichte eine radikale Wende.
Beseelt und wagemutig
Einem zeitgenössischen Brief zufolge wird Jeanne d’Arc am 6. Januar 1412 geboren. Wahrscheinlich ist sie die Tochter eines Landbesitzers aus dem lothringischen Dorf Domrémy südlich von Nancy. Vielleicht entstammt sie aber auch Adelskreisen. Fest steht indes, dass sie die Leute zu begeistern versteht und vom französischen Hof einen Trupp mit weniger als 200 Soldaten bekommt; als sie vor Orléans kämpft, hat sie bereits 8.000 Menschen auf ihrer Seite.
Im Mai 1429 führt Jeanne d’Arc den entscheidenden Angriff auf das Fort der Engländer am Ufer der Loire. Als sich ihre Mannen bereits erschöpft zurückziehen wollen, sagt die Legende, habe sie sich einen Pfeil aus dem Körper gerissen, die Fahne ergriffen und die Engländer so wagemutig geschlagen.
Tod auf dem Scheiterhaufen
In der Folge kann Jeanne d’Arc immer mehr Städte zurückerobern. Schließlich wird Kronprinz Karl dank ihrer Hilfe in der Kathedrale von Reims zum König geweiht. Für den neuen Karl VII. ist die Mission damit erledigt. Aber Jeanne d’Arc will ihr Versprechen einlösen und erst ruhen, wenn die Engländer vertrieben sind. So kämpft sie auf eigene Faust weiter und gerät in englische Gefangenschaft. Vor der Inquisition wird ihr der Prozess gemacht – vor allem, um zu beweisen, dass ihre Erfolge auf dem Schlachtfeld keineswegs von Gott gewollt gewesen sind.
Ende Mai 1431 – nur drei Jahre nach ihrem ersten Auftritt auf der Bühne der Weltgeschichte – wird Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen hingerichtet: zumindest offiziell. Denn 1436 taucht eine Frau am Stadttor von Metz auf, die behauptet, die heldenhafte Streiterin zu sein. Tatsächlich wird sie von Jeannes Brüdern als Schwester identifiziert – vielleicht aber auch nur, um aus dem Mythos der Schwester weiteren Profit zu schlagen.
Stand: 06.01.2012
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 6. Januar 2012 ebenfalls an Jeanne d'Arc. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.