Spieler der Harlem Globetrotters hängt unter dem Basketball-Korb

Stichtag

7. Januar 1927 - Abe Saperstein gründet die Harlem Globetrotters

Als Basketballer für die Washington Generals aufzulaufen, muss ein Alptraum sein. Wann immer die Loser-Truppe auf dem Feld steht, spielt ihr der Gegner den Ball quasi durch die Hosen und versenkt ihn traumwandlerisch sicher im Korb. So sehr die Generals auch rennen und springen, sie werden umdribbelt wie Slalomstangen, mit virtuosen Tricks gedemütigt und haushoch geschlagen. Kein Wunder, wenn man laut Vertrag nur eine Aufgabe hat: für die Harlem Globetrotters, die weltberühmte Basketball-Showtruppe, den Dummen August zu spielen. Supertrottel gegen Supertrotters.

Mit einem unnachahmlichen Mix aus perfekter Ballbeherrschung, Akrobatik und Slapstick erobern die Harlem Globetrotters dem Basketball viele neue Fans und tragen wesentlich zur weltweiten Verbreitung der Sportart bei. Die Wiege der stets im blau-weiß-roten Sternenbanner-Dress auftretenden Ballkünstler steht aber nicht im New Yorker Stadtteil Harlem, sondern im Schwarzen-Viertel von Süd-Chicago.

Schwarze Sieger vor weißem Publikum

Mitte der 20er Jahre besucht dort der weiße Unternehmer Abe Saperstein gern den Savoy Ballroom. Zur Gaudi der Gäste lässt das Tanzlokal einige talentierte, baumlange Schwarze, die Savoy Big Five, Basketball spielen. In den offiziellen Ligen sind Afroamerikaner damals noch nicht zugelassen. Saperstein, selbst nur 1,60 Meter groß, übernimmt die Big Five als Manager, verpasst ihnen selbst geschneiderte Trikots in den Nationalfarben und tauft sie um auf den klangvolleren Namen Harlem Globetrotters.

Am 7. Januar 1927 verfolgen 300 weiße Zuschauer in einem Provinznest in Illinois gebannt das Debüt des Saperstein-Teams, der ersten schwarzen Profimannschaft Amerikas. Die Globetrotters gewinnen das Spiel, wie auch fast jede weitere der folgenden 105 Begegnungen auf ihrer Premierentour durch den Mittleren Westen. Die Sensation spricht sich in dem durch die Rassentrennung geprägten Land schnell herum. Immer mehr Zuschauer füllen immer größere Hallen, um mit eigenen Augen zu sehen, wie die schwarzen Ballzauberer ihre meist ungelenk agierenden weißen Gegner in Grund und Boden spielen.

Husarenstücke im Berliner Olympiastadion

Saperstein lässt seine Truppe sieben Tage die Woche für einen Hungerlohn rackern. An manchen Tagen muss sie sogar zweimal antreten – zuerst für das weiße, dann für das schwarze Publikum. Im Alltag als Menschen zweiter Klasse diskriminiert, erobern sich die Globetrotters auf dem Spielfeld mit Spielwitz, Humor und einer schier endlosen Siegserie die Sympathie der weißen Zuschauer. Die gegnerische Mannschaft kann meist nur hilflos bestaunen, wie das Saperstein-Team den Ball mit nahezu jedem Körperteil treffsicher in den Korb befördert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg starten die Harlem Globetrotters Tourneen durch die ganze Welt. Zur Steigerung der Popularität verstärkt Saperstein den Show-Charakter ihrer Auftritte immer mehr mit spektakulären Kunststücken und clownesken Einlagen. Bei ihrem ersten Deutschland-Gastspiel 1951 reißen die Ballartisten im Berliner Olympiastadion 75.000 Zuschauer zu Begeisterungsstürmen hin. "Ein Husarenstück jagt das andere", berichtet ein Radio-Reporter, "die Zuschauer kamen aus dem Lachen und Staunen nicht heraus." Auch nach dem Tod Abe Sapersteins im Jahr 1966 bleibt seinem legendäre Dream-Team der Erfolg treu. Mehr als 22.000 "Spiele" in 120 Ländern haben die Harlem Globetrotters mittlerweile bestritten und - zu 99 Prozent - natürlich gewonnen. Seit 2002 sind sie in der amerikanischen Basketball Hall of Fame verewigt.

Stand: 07.01.2012

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