Stichtag

25. November 1921 - Japans Kronprinz Hirohito übernimmt die Regentschaft

Während seiner Europareise im Herbst 1971 wird Japans Kaiser Hirohito ganz unterschiedlich empfangen. Vor einer Rhein-Schifffahrt zur Loreley trifft der 70-Jährige mit Helmut Kohl (CDU) zusammen. "Ich habe ihn sehr herzlich für die Bürger unseres Landes begrüßt", sagt der damalige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz. In den Niederlanden hingegen rufen Demonstranten dem Kaiser "Hirohitler" nach. Sie machen ihn mitverantwortlich für die Kriegsgräuel, die die kaiserliche japanische Armee seit den 1930er Jahren in Asien verübt hat.

Der am 29. April 1901 in Tokio geborene und militärisch erzogene Hirohito ist erst 20 Jahre alt, als er am 26. November 1921 von seinem kranken Vater Yoshihito die Regentschaft übernehmen muss. Fünf Jahre später stirbt der Vater und Hirohito folgt ihm als 124. Tenno (Kaiser) auf den Chrysanthemen-Thron. Er ist damit nun höchster Shinto-Priester, Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Er lebt abgeschirmt hinter Palastmauern. Nur selten zeigt er sich der Bevölkerung.

Keine Marionette seiner Berater

Als Mitte der 1920er Jahren viele Japaner mehr Demokratie fordern, wendet sich der Tenno immer stärker der Armee zu, sagt Hirohito-Biograf Herbert P. Bix: "Er war schließlich kein Demokrat." Hirohito geht auf Expansionskurs. Er gilt zwar als zurückhaltend, ist aber keine Marionette seiner Berater. 1932 besetzt Japan die gesamte Mandschurei. Nach der Vorstellung der damals herrschenden Staats-Religion, des "Staats-Shinto", ist Japan das Götterland und die Japaner das auserwählte Volk, um in ganz Asien zu herrschen. Der Tenno steht als Himmelssohn über allem.

Im Juli 1937 kommt es an der Marco-Polo-Brücke südlich von Peking erneut zu Kämpfen zwischen japanischen und chinesischen Truppen. Im Dezember desselben Jahres rücken die Japaner auf Nanking vor und richten dort ein Massaker an. Hunderttausende werden ermordet, gefoltert, vergewaltigt. Anstatt die Kriegsverbrechen zu ahnden, verleiht Hirohito seinen Soldaten Tapferkeitsmedaillen. Im Zweiten Weltkrieg kämpfen die kaiserlichen Truppen von 1940 an offiziell an der Seite von Hitler-Deutschland und Mussolini-Italien.

Nicht zur Rechenschaft gezogen

Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor 1941 erklärt US-Präsident Franklin D. Roosevelt dem Kaiserreich den Krieg. Als der Krieg in Europa im Mai 1945 endet, kämpft Japan weiter. Erst nach den amerikanischen Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki kapituliert das Land bedingungslos. Zum ersten Mal hört die japanische Bevölkerung die Stimme ihres Kaisers, als er am 15. August 1945 das Ende des Krieges über Radio Tokio verkündet. Danach bleibt Hirohito auf dem Thron, verliert aber seine politische Macht. Die neue japanische Verfassung nennt ihn nur noch "Symbol des Staates".

US-General Douglas MacArthur leitet als Oberkommandierender der Alliierten die Entwaffnung und Demokratisierung des Landes. Hirohito steht unter seinem Schutz. Die Amerikaner hatten ihn, obwohl er zunächst "ganz oben auf der Liste der Kriegsverbrecher stand, nicht angeklagt", sagt Regine Mathias, Professorin für moderne japanische Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Hirohito sei verschont worden, "weil man ihn als Integrationsfigur für die moderne Entwicklung Japans in Richtung Demokratie brauchte oder meinte zu brauchen." Bis zu seinem Tod am 7. Januar 1989 in Tokio wird in Japan öffentlich nicht nach der Kriegsschuld des Kaisers gefragt. Kritik gilt als Majestätsbeleidigung und wird bestraft. "Eine offizielle Entschuldigung in dem Sinne, dass er gegenüber seinem Volk die Schuld auf sich genommen hat, ist nicht erfolgt", so Historikerin Mathias.

Stand: 25.11.2011

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