Stichtag

08. Februar 2009 - Vor 105 Jahren: Überfall auf Port Arthur

Der Schlag in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 1904 kommt unerwartet. In der Dunkelheit nähern sich zehn japanische Zerstörer unbeleuchtet dem Marinehafen Port Arthur am südchinesischen Meer. Ohne Vorwarnung schießen sie ihre Torpedos ab und zerstören mehrere russische Kriegsschiffe, die vor Anker liegen. Am Morgen greifen die japanischen Schiffe den Hafen erneut an. Die russischen Geschütze können sie jedoch abwehren. 240 Menschen werden auf beiden Seiten getötet oder schwer verwundet.

Mit dem Schlag gegen Port Arthur (chinesisch: Lü-shun) beginnt Japan ohne Kriegserklärung seinen Kampf gegen das russische Zarenreich. Zar Nikolaus II. hatte den Hafen auf der Halbinsel Liaodong am Gelben Meer vom chinesischen Qing-Reich gepachtet. China ist schwach, von europäischen Mächten dominiert. Russland gewinnt mit Port Arthur einen eisfreien Zugang zum Pazifik und will einen Fuß in der Tür zur chinesischen Mandschurei haben, dem Gebiet südlich von Sibirien. Aber Japan hat die gleichen Expansionsinteressen. Es will sich in Korea und der Mandschurei festsetzen. Der Konflikt zwischen den beiden imperialistischen Mächten ist vorhersehbar, sein Auftakt jedoch nicht.

Trotz der Schwächung in Port Arthur gehen die meisten Beobachter bei dem nun beginnenden Krieg von einem Sieg Russlands aus. Schließlich handelt es sich um eine europäische Großmacht, bei Japan aber noch um ein Entwicklungsland. Doch Japan verschafft sich in Westeuropa Kriegskredite und setzt moderne Technik ein. Der Krieg dauert bis zum Herbst 1905. Port Arthur wird 154 Tage lang von der Landseite belagert, in der Mandschurei liefern sich die Heere beider Seiten blutige Schlachten. Die Angaben über die Toten des Krieges schwanken. Es sind jedenfalls weit über 100.000. Am Ende muss Russland einen nachteiligen Frieden schließen. "Asien erwacht", kommentiert der russische Revolutionär Lenin. Tatsächlich läutet die Niederlage auch den Niedergang der Zarenherrschaft ein. Japan wird bis 1945 Kolonialmacht in Korea und China sein.

Stand: 08.02.09