Stichtag

17. November 1901 - Der Schauspiellehrer Lee Strasberg wird geboren

Lee Strasberg mit Frau Anna

Lee Strasberg mit seiner Frau Anna

"Wenn es sein muss, könnte ich auch ein Schnitzel spielen", soll der Schauspieler Robert de Niro einmal gesagt haben. Sein Handwerk hat er bei Lee Strasberg gelernt, jenem legendären New Yorker Schauspiellehrer, der die Technik des Method Acting entwickelt hat. "Das grundsätzliche Problem eines Schauspielers ist, an das zu glauben, was er tut. Und zwar so intensiv, dass er es dem Publikum vermitteln kann", sagt Strasberg. Und: "Schauspiel ist die Fähigkeit, absolute Realität auf der Bühne zu erzeugen." Der Schauspieler müsse wirklich empfinden, was er verkörpert. Dafür verknüpft er private Erinnerungen mit den Gefühlen, die er darstellen will: Wie aus einen Katalog kann der Method Actor vergangene Momente wieder und wieder abrufen, um sie erneut zu durchleben. Wie beim Häuten einer Zwiebel wird Schicht um Schicht freigelegt, bis echte Tränen fließen. "Gefühlsgedächtnis" nennt Strasberg das zentrale Motiv seiner Lehre. Hollywoodstars wie Dustin Hoffman und James Dean, Jane Fonda und Paul Newman, Marlon Brando und Al Pacino sind bekennende Method Actors.

Strasbergs Schauspiel wird für einen Oscar nominiert

Auch Marylin Monroe kommt 1956 zu Strasberg. Sie beeindruckt ihn, als sie eine Szene aus einem Theaterstück von Eugene O'Neill aufführt: "Miss Monroe besuchte meine reguläre Schauspielklasse. Alle sagten, sie sei doch nur ein Star mit Sexappeal. Bis sie aufstand und eine Szene aus Anna Christie spielte. Marilyn ist über sich hinausgewachsen. Ich wünschte, so hätte sie ein breites Publikum sehen können." Sie ist eine seine bekanntesten Schülerinnen, ebenso wie später Al Pacino. Mit ihm steht Lee Strasberg 1974 gemeinsam vor der Kamera, in "Der Pate. Teil II". Beide werden für einen Oscar nominiert. Pacino gelingt mit der Rolle des Don Michael Corleone der Durchbruch und Lee Strasberg als Großgangster Hyman Roth kann endlich beweisen, dass er selbst beherrscht, was er lehrt. Denn als Person und Pädagoge ist er umstritten. Seine Schüler und Förderer nennen ihn einen bedeutenden Schauspieltrainer und Motivatoren, seine Kritiker einen Guru, Scharlatan und Selbstdarsteller. Marlon Brando schreibt in seiner Autobiografie: "Nachdem ich erste Erfolge hatte, versuchte Lee, den ganzen Ruhm einzuheimsen. Dabei hatte er mir nichts beigebracht. Er wollte sich als Schauspiel-Orakel und Guru vermarkten."

Method Actors beuten eigene Seele aus

Lee Strasberg, geboren in Buzdanow, Galizien, heute Ukraine, kommt mit seinen Eltern im Alter von acht Jahren nach New York. Als junger Mann besucht er eine Aufführung des Moskauer Künstlertheaters. Die Darsteller faszinieren ihn: Unter der Regie des großen russischen Theaterreformers Konstantin Stanislawski spielen sie nicht, sie gehen in ihren Rollen auf. Das Schlüsselerlebnis für Strasberg: Er nimmt Schauspielunterricht und wird Mitbegründer des "Group Theatre" in New York, das mit sozial engagierten Stücken wie "Männer in Weiß" Theatergeschichte schreibt. Für "Männer in Weiß", erhält die Gruppe 1933 den Pulitzer-Preis. 1948 übernimmt er die künstlerische Leitung des "Actor's Studio", einer Schauspielschule an der Strasberg seine von der Psychoanalyse und den Ideen Stanislawskis beeinflusste Spielweise des Method Acting weiterentwickelt. So wahrhaftig die Darstellungskraft ist – die Method Actors liefern bezwingende Darstellungen von innerer Erregung und Zerrissenheit – das Prinzip ist umstritten. Der Method Actor, so Strasbergs Kritiker, beute seine Seele aus und schränke die schauspielerische Vielfalt ein, weil er ausschließlich eigene Erfahrungen abruft. Doch das "Actor's Studio" bringt viele Talente hervor. Bei der Beerdigung von Marilyn Monroe hält Lee Strasberg die Rede. Als er selbst am 17. Februar 1982 im Alter von 80 Jahren stirbt, steht Al Pacino an seinem Grab. "Er war mein Mentor. Ich glaube, dass er noch heute für die Art, wie überall gespielt wird, von großer Bedeutung ist."

Stand: 17.11.2011

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