Fleischkontrolle

Stichtag

31. August 2006 – "Gammelfleischskandal" in Bayern

Im Sommer 2006 erhält das Münchner Kreisverwaltungsreferat einen anonymen Tipp. In einem Kühlhaus im Stadtteil Johanneskirchen seien Tonnen mit altem Fleisch gelagert, das vor allem für Döner-Spieße vorgesehen sei, gibt der Hinweisgeber an. Massenweise sei verdorbene Ware eingefroren, umetikettiert und als Frischfleisch deklariert worden. Man solle doch einmal bei dem Betrieb vorbeischauen.

"Schlicht ekelerregend"

Was bei der Kontrolle der Prüfer vom Landesamt am 31. August 2006 zum Vorschein kommt, dreht selbst den hartgesottenen Ermittlern den Magen um: Versteckt hinter frischer Ware lagern Wild, Geflügel und Dönerspieße, die mit Birkensamen oder Erde verunreinigt sind, grün oder mit Frostbrand übersät. Teils ist das Mindesthaltbarkeitsdatum um vier Jahre überschritten. "Es war schlicht gammelig und ekelerregend", fasst der Sprecher des Kreisverwaltungsreferats, Christopher Habl, den Anblick zusammen.

Beamte der eingerichteten Sonderkommission "Kühlhaus" durchsuchen die Büros des Unternehmens und vernehmen seine 16 Mitarbeiter. Gleichzeitig werden in der Innenstadt zehn Innenstadtbetriebe überprüft. "Es waren Asia-Shops dabei, türkische Lokale aber auch bayerische Lokale", sagt Habl.  Insgesamt beschlagnahmt die SK "Kühlhaus" 100 Tonnen Ekelfleisch. Wie viel davon bereits verzehrt worden ist, bleibt ungeklärt.

Gnadenlose Transparenz

Besitzer des Kühlhauses in Johanneskirchen ist der Unternehmer Georg Brunner, der offenbar mit den betroffenen Restaurants und Imbissbuden einen ausgiebigen Gammelfleischhandel betrieben hat.  Rund acht Mal in drei Jahren kontrollierte das Veterinäramt seinen Betrieb – immer ohne Ergebnis. Gegen Brunner ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs und Verstößen gegen das Lebensmittelgesetz. Wenige Tage später nimmt sich der 74-Jährige das Leben.

Für Thilo Bode von Foodwatch ist der Münchner Gammelfleischskandal eher die Regel als die Ausnahme: "In Deutschland ist jede sechste Frischfleischprobe gesundheitsschädlich". Der Verbraucherschützer fordert deshalb gnadenlose Transparenz: "Die Namen der Hersteller oder Händler muss man veröffentlichen, dann hat man eine präventive Wirkung."

Stand: 31.08.2011

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