Stichtag

30. Oktober 2010 - Vor 275 Jahren: Geburtstag von US-Präsident John Adams

Es ist das Schicksal des Zweiten, von der Weltgeschichte vergessen zu werden. George Washington und Thomas Jefferson, erster und dritter Präsident der USA, sind bis heute bekannt. Doch die vierjährige Amtszeit von John Adams zwischen den beiden geriet in Vergessenheit. Dabei war er einer der Gründungsväter der Vereinigten Staaten: Mitverfasser der Unabhängigkeitserklärung und strikter Verfechter der Gewaltenteilung - zu einer Zeit, als die meisten Länder der Welt von absolutistischen Herrschern regiert werden. "A government of laws, and not of men - eine Regierung der Gesetze, nicht der Männer", wollte der überzeugte Republikaner schaffen.

Adams kämpft für die Unabhängigkeit

Am 30. Oktober 1735 wird John Adams in Braintree bei Boston geboren. Seine Familie ist nicht reich, legt aber Wert auf Bildung. Sein Vater, ein Farmer, verkauft Ackerland, und ermöglicht so seinem Sohn das Jura-Studium an der Harvard-Universität. Nach einigen erfolgreichen Jahren als Anwalt in Boston geht Adams mit 30 Jahren in die Politik. Eine Herausforderung: Es kriselt zwischen den amerikanischen Kolonien und dem britischen Mutterland. Adams wird Delegierter der Kolonie Massachusetts und im Unabhängigkeitskrieg Botschafter in Den Haag, Paris und London. Dort handelt er zusammen mit Benjamin Franklin den Friedensvertrag mit Großbritannien aus. Von beiden stammt das Motto für den neuen Staatenbund: e pluribus unum - aus vielen Eines. Bis heute sind die Worte auf jeder amerikanischen Münze eingeprägt.

Schwacher, wankelmütiger Präsident

Im neuen Bundesstaat USA wird Adams unter George Washington zunächst Vizepräsident und 1797 dessen Nachfolger. Doch Adams gilt bereits während seiner Regierungszeit als schwacher, wankelmütiger Präsident. Obwohl ein begabter und kluger Staatswissenschaftler, ist der kleine, rundliche Mann mit wechselhaften Launen in der Bevölkerung nicht populär. Adams weiß um seinen Ruf. "Für mich werden nie Mausoleen, Statuen und Monumente errichtet…", schreibt er. Doch seine Lebensleistung ist enorm: Er erfindet das berühmte System der "Checks and balances". Das heißt, Gerichtssystem, ausführende Gewalt und Gesetzgebung arbeiten unabhängig voneinander und kontrollieren sich gegenseitig. Nach einem aggressiven Wahlkampf löst ihn Thomas Jefferson 1801 als dritter Präsident ab. Selbst Jefferson, sein politischer Erz-Rivale, beschreibt Adams als große Persönlichkeit. "Er ist so uneigennützig, wie das Wesen, das ihn erschaffen hat. Er ist tiefgründig in seinen Ansichten und sorgfältig in seinen Urteilen." John Adams stirbt am 4. Juli 1826 im Alter von 90 Jahren am 50. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung. Im Jahr zuvor erlebt er noch, wie sein Sohn John Quincy Adams Präsident wird.

Stand: 30.10.10