Stichtag

05. August 2008 - Vor 30 Jahren: Victor Hasselblad stirbt in Göteborg

Im Frühjahr 1940 schießt die schwedische Luftwaffe einen deutschen Aufklärer ab. An Bord befindet sich eine unversehrte deutsche Spionage-Luftbildkamera. Das neutrale Schweden fühlt sich bedroht, denn Hitlers Truppen sind bereits in Norwegen und Dänemark einmarschiert. Die schwedische Regierung ruft den Kamera-Fachmann Victor Hasselblad. "Man fragte mich: 'Können Sie uns so eine Kamera bauen?' Ich untersuchte sie gründlich und antwortete: 'Nein, eine solche Kamera kann ich nicht bauen - aber eine bessere'", erzählt Hasselblad später. So beginnt im April 1940 in einem kleinen Schuppen mitten in Göteborg die Geschichte einer der berühmtesten Kameras der Welt. Hasselblad entwickelt zunächst zwei Militärmodelle, dann die erste Zivilkamera. Am 6. Oktober 1948 wird die erste Hasselblad 1600F in New York vorgestellt. Die "New York Herald Tribune " titelt auf Seite eins: "Wieder schlägt ein europäischer Erfinder US-Kamerafirmen - die perfekte Kamera!"

Schon als Kind läuft Victor Hasselblad ständig mit einer Kamera umher. Er stammt aus einer schwedischen Fotohandel-Dynastie. Sein Urgroßvater hat 1841 in Göteborg die Import- und Großhandelsfirma "F.W. Hasselblad & Co" gegründet. Weil die Hasselblads begeisterte Amateurfotografen sind, richtet der Großvater im Familienbetrieb eine kleine Fotoabteilung ein. Als Victor am 8. März 1906 in Göteborg zur Welt kommt, besitzt das Unternehmen Fotolabore und Geschäfte im ganzen Land. Die Leidenschaft von Victor ist die Vogelfotografie. Die besten Noten hat er in Biologie und Botanik. Im Religions- und Lateinunterricht schläft er regelmäßig ein. Victor bricht die Schule ab und geht als 17-Jähriger ins Ausland. In Jena jobbt er bei dem Objektivhersteller Zeiss, in den USA beim Fotoausrüster Eastman Kodak.

Die Hasselblad-Kamera ist in den 40er und 50er Jahre des 20. Jahrhunderts eine technische Revolution. Sie ist die erste Spiegelreflex-Kamera des sogenannten Mittelformats: Das quadratische Bildformat misst sechs mal sechs Zentimeter. Die Kamera ist für damalige Verhältnisse klein und handlich. Sie besitzt Wechselobjektive und auswechselbare Filmmagazine. Mit einem Magazinwechsel ist es möglich, die gleiche Situation in Farbe und in Schwarzweiß zu fotografieren. Kein Film muss vor dem Wechsel erst zu Ende geknipst werden. 1962 entdeckt die amerikanische Weltraumbehörde Nasa das schwedische Unternehmen: Als Neill Armstrong  1969 als erster Mensch auf dem Mond steht, hält er eine Hasselblad in der Hand. Berühmte Fotos entstehen: der Fußabdruck im Mondstaub, die schwebenden Astronauten, die blau marmorierte Erdkugel. Zwölf Hasselblad-Kameras liegen noch heute auf dem Mond. Um Gewicht zu sparen, hat es gereicht, die Wechselmagazine zur Erde zurück zu bringen. Als Victor Hasselblad am 5. August 1978 im Alter von 72 Jahren in Göteborg stirbt, gehört er zu den wichtigsten Kamera-Erfindern der Neuzeit.

Stand: 05.08.08