Montgomery, Hauptstadt des Bundesstaats Alabama, im Jahr 1955 - eine typische Stadt im Süden der USA: "Es war eine Gemeinde mit totaler Rassentrennung", erzählt der Journalist Joe Azbell. "Die Warenhäuser hatten eigene Trinkwasserbrunnen für Weiße und für Schwarze. Es gab Taxis für Weiße und für Schwarze." Auch die Busse sind in Reihen für Schwarze und Weiße unterteilt. Wenn die Sitze der Weißen besetzt sind, müssen die Schwarzen nicht nur ihren Sitzplatz, sondern gleich eine ganze Reihe freigeben. Die Gesetze in Alabama schreiben den Busgesellschaften "Rassentrennung" in ihren Fahrzeugen vor.
Als Rosa Parks am Abend des 1. Dezembers 1955 am Gerichtsplatz in den Bus der Cleveland-Avenue-Linie steigt, achtet die schwarze Näherin nicht auf den Fahrer - einen Weißen, der sie zwölf Jahre zuvor schon einmal aus dem Bus geworfen hat. Nun kommt es zum Eklat: Statt ihren Platz einem weißen Fahrgast zu überlassen, bleibt die 42-Jährige auf ihrem Platz sitzen. Sie wird von der Polizei verhaftet. Über ihre Motivation gibt es später Spekulationen. Sie sei zu erschöpft von der Arbeit gewesen, lautet eine. Es habe sich um eine gezielte Provokation der NAACP (Nationale Vereinigung für die Gleichstellung farbiger Menschen) gehandelt, in der Parks aktiv war, eine andere. Sie selbst hat ihren Akt zivilen Ungehorsams stets als spontan bezeichnet. "Je mehr wir uns fügten, um so schlimmer behandelten sie uns", schreibt sie in ihrer Autobiographie.
Die Nachricht von Rosa Parks Verhaftung verbreitet sich in Windeseile unter den Schwarzen in Montgomery. Ihre Protestaktion mündet in eine Revolte: Noch am Abend bereiten sie einen Busboykott vor und stellen Tausende von Flugblättern her. An die Spitze der Bewegung setzt sich ein 26 Jahre alter schwarzer Pastor, dessen Namen bald die ganze Welt kennen wird: Martin Luther King. Der Boykott funktioniert. Die Schwarzen gehen lieber täglich viele Kilometer zu Fuß, als einen Bus zu benutzen. Doch der weiße Bürgerrat der Stadt lehnt jedes Einlenken ab. Vor dem Haus von Martin Luther King explodiert ein Bombe. Rosa Parks und viele Schwarze erhalten Drohanrufe oder werden vom Ku-Klux-Klan eingeschüchtert. Der weiße Senator James Estland erklärt: "Wenn es im Zuge der Menschheitsentwicklung nötig wird, die Rasse der Neger auszurotten, sollten geeignete Methoden angewendet werden." Der Boykott endet nach über 380 Tagen, als der Oberste Gerichtshof der USA in einem Grundsatzurteil jede Diskriminierung von Menschen dunkler Hautfarbe untersagt. Rosa Parks findet in Montgomery allerdings keine Arbeit mehr und zieht nach Detroit. 1999 wird die "Mutter der Bürgerrechtsbewegung" mit der Goldmedaille des Kongresses geehrt, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA. Rosa Parks stirbt am 24. Oktober 2005 im Alter von 92 Jahren in Detroit.
Stand: 01.12.05