Am 21. August 1983 kehrt Benigno Aquino nach dreijährigem Exil auf die Philippinen zurück. Keine 30 Sekunden nach Verlassen des Flugzeugs wird er von mehreren Schüssen getroffen und bricht tot auf dem Rollfeld des Flughafens Manila zusammen. Ob der Führer der Opposition gegen das Regime von Ferdinand Marcos mit Billigung oder gar auf Befehl des Diktators erschossen wird, ist bis heute ungeklärt. Dieses Attentat vor den Augen der Weltöffentlichkeit markiert den Anfang vom Ende der Herrschaft eines der korruptesten Vasallen der Vereinigten Staaten. Zweieinhalb Jahre nach dem Mord an seinem gefährlichsten Widersacher werden Ferdinand Marcos und seine Frau Imelda selbst fluchtartig die Philippinen verlassen.
Geldgieriger Frauenheld
Zunächst aber hält sich Marcos trotz der Empörung im In- und Ausland über die skrupellose Beseitigung Aquinos für unangreifbar. 1965 ins Präsidentenamt gewählt, regiert der gelernte Top-Jurist das südostasiatische Inselreich seit 1972 diktatorisch mit Hilfe des Kriegsrechts und der Unterstützung der USA. Zehntausende Oppositionelle werden inhaftiert oder umgebracht. Umgeben von einem raffgierigen Familienclan beutet der schmächtige Frauenheld sein Volk nach Kräften aus. Mehr als 13 Milliarden US-Dollar soll er ins Ausland geschafft haben. Doch nach dem Mord an Aquino gehen die USA auf Distanz zu dem unberechenbar gewordenen Tyrannen. Die Reagan-Regierung drängt auf vorgezogene Wahlen und unterstützt die Bewerbung von Corazon Aquino um das Präsidentenamt. In der als Politikerin unerfahrenen und beim Volk beliebten Witwe des getöteten Oppositionsführers glaubt Washington eine leicht instrumentalisierbare Alternative zu Marcos gefunden zu haben.
Die Armee wechselt die Fronten
Begleitet von Volksaufständen, Morden, Betrug und Korruption gerät die Präsidentschaftswahl am 7. Februar 1986 zum Fiasko. Nach tagelangen diffusen Stimmauszählungen verliert Marcos die Geduld und erklärt sich am 15. Februar zum eindeutigen Wahlsieger. Doch der Diktator hat die Rechnung ohne seine bislang ergebenen Militärs gemacht. Am 22. Februar wechseln einige Generäle unter Führung von Verteidigungsminister Juan Ponce Enrile ins Lager von Corazon Aquino. Die Armeespitze verbündet sich mit der auf den Philippinen mächtigen katholischen Kirche und ermutigt das Volk zu einem "Kreuzzug für eine bessere Regierung". Vor rund zwei Millionen Menschen fordert Corazon Aquino in Manila Ferdinand Marcos zum endgültigen Machtverzicht auf.
Während Frau Aquino am 25. Februar vom Obersten Richter des Landes als Präsidentin vereidigt wird, tritt der Diktator zum letzten Gefecht an. In einer gespenstisch anmutenden und von Marcos-treuen Fernsehsendern übertragenen Zeremonie will sich Ferdinand Marcos in seinem Malacanang-Palast ebenfalls vereidigen lassen. Doch das obskure Schauspiel endet im Dunklen: Rebellen nehmen den Sender kurzerhand vom Netz. Wenige Stunden später besteigt Marcos mit Gattin Imelda einen Helikopter der US Army, um sich in seinem Heimatdorf im Norden der Philippinen in Sicherheit zu bringen. Die Amerikaner jedoch machen kurzen Prozess und fliegen den entmachteten Tyrannen direkt ins Exil. Am 28. September 1989 stirbt Ferdinand Marcos in Honolulu auf Hawaii.
Stand: 22.02.2011
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