Arnold Marquis

Stichtag

6. April 1921 - Synchronschauspieler Arnold Marquis geboren

Trotz seiner markanten Physiognomie erkennt ihn kaum jemand auf der Straße. Doch wenn Arnold Marquis zu sprechen beginnt, zieht er  unweigerlich alle Blicke auf sich. Dann sehen die Menschen plötzlich alle berühmten Leinwandstars vor sich, denen der 1,90-Meter-Hüne in der Anonymität der Synchronstudios seine Stimme geliehen hat. Marquis' Gewichtsklasse sind die harten Typen wie Robert Mitchum, Lee Marvin und James Coburn, Humphrey Bogart, Lino Ventura oder Bud Spencer. Und natürlich Western-Legende John Wayne, der sich höchstpersönlich Marquis als seine deutsche Stimme ausgesucht hat.

Mit weit über tausend Rollen gilt Arnold Marquis in den Synchronateliers als meistbeschäftigte deutsche Stimme, doch den Ehrentitel "König der Synchronsprecher" lehnt der gelernte Schauspieler ab: "Sprechen tut die Zeitansage der Post", erklärt Marquis und besteht auf der Berufsbezeichnung "Synchron-Schauspieler".  

Synchron-Arbeit als Nebenverdienst

Zur Bühne findet der am 6. April 1921 in Dortmund geborene Marquis durch den Bochumer Theaterintendanten Saladin Schmitt. Er überzeugt den Sohn eines Bankkaufmanns, Schauspieler zu werden und gibt ihm 1939 sein erstes Engagement. Schon kurz darauf wird Marquis zur Wehrmacht eingezogen. Einige Male verwundet, kehrt er aus dem Zweiten Weltkrieg zurück und zieht, der Liebe wegen, in seine künftige Heimatstadt Berlin. Nach mehreren Engagements eröffnet sich dem Jungschauspieler die Chance, sein Einkommen aufzubessern. Ein Abgesandter der Rank-Filmgesellschaft, auf der Suche nach einer Synchronstimme für Stewart Granger,  lädt Marquis zu einem Probesprechen ein. Dessen sonore Stimmlage überzeugt die englischen Studio-Bosse und Marquis erhält 1946 für den Film "Madonna der sieben Monde" seine erste Synchronrolle.

Ins Grab gequalmt

Seinen Traum von einer Leinwand-Karriere "mit Gesicht" kann der mit Tagesgagen von rund 1.000 D-Mark höchstbezahlte deutsche Synchronstar nie verwirklichen. Eine Enttäuschung, die wohl dazu beiträgt, dass Marquis zeitweise große Probleme mit Alkohol hat. Monatelang begibt er sich in eine Entziehungskur und bekommt schließlich sein Trinkerproblem in den Griff. Einer anderen Sucht kann er nicht Herr werden. Jahrzehntelang qualmt Marquis 80 Zigaretten am Tag. Als er das Rauchen endlich auf dringenden ärztlichen Rat einschränkt, ist es schon zu spät. Nach seiner letzten Schauspiel-Rolle im Film "Otto - der Außerfriesische" wird der "König der Synchron-Schauspieler" mit Atemnot und Herzbeschwerden in eine Berliner Klinik eingeliefert. Dort stirbt Arnold Marquis am 24. November 1990 im Alter von 69 Jahren an Lungenkrebs.

Stand: 06.04.2011

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