Johann Siebmacher

Stichtag

23. März 1611 - Johann Siebmacher stirbt in Nürnberg

Im frühen Mittelalter stehen sich die Ritter bei Turnieren noch Auge in Auge gegenüber. Doch dann wird im 11. Jahrhundert der Helm mit Visier und Sehschlitz modern. Von nun an kann niemand mehr sehen, welche Edelmänner sich im Zweikampf messen. Zur besseren Erkennung malen sich die die Rittersleut ihre Abzeichen deshalb auf die Helme, später auf ihr Schild.

Der neue Beruf des Herolds entsteht: ein Fachmann für Wappenkunde, der im Turnier die Ritter in voller Rüstung auseinanderhalten und falsche Ritter disqualifizieren kann. Um auf dem Laufenden zu bleiben, blättern die Herolde in Wappenbüchern, in denen die Abzeichen der Ritter Europas verzeichnet sind. Die berühmtesten stammen von Johann Siebmacher, der 1596 die Tradition begründet.

"Who is Who" der Ritterschaft

Geboren wird Siebmacher 1561 in Nürnberg, einer der bedeutendsten Städte für Kunst- und Druckhandwerk ihrer Zeit. Zunächst macht er sein Geld mit mehrfach aufgelegten Musterbüchern voller Stick- und Nähvorlagen, die nach der neuesten Mode ausgerichtet sind. Auch Musterbücher mit Ornamentbespielen für Goldschmiede oder Großdrucke von Stadtansichten gehören zu seinem Repertoire. Zudem beginnt er schon früh, Wappen für gut betuchte Adelige zu entwerfen.

Berühmt wird Siebmacher mit seinem im zwei Büchern gedruckten "Wappen-Büchlein, darinnen Vieler Fürsten Und Herren, auch andere Wappen ganz zierlich in Kupfer gestochen". Rund 6.000 ritterliche Abzeichen sind darin verzeichnet: eine immense Fleißarbeit, die sich von der Recherche in ganz Europa über die Reinzeichnung bis hin zum Kupferstich und Druck erstreckt. Bis heute ist das "Wappen-Büchlein" für Heraldiker (Wappenkundler) eine unverzichtbare Quelle.

Die Marke "Siebmacher"

Seine Wappen ritzt Siebmacher streng hierarchisch nach dem Ständespiegel in die Kupferplatten: Angefangen beim äußerst komplizierten Wappen des Kaisers über den Adel und die Bischöfe bis hinunter zu den einfacheren Edelmännern. Die Arbeit ist anstrengend, Siebmacher wird nicht alt: Mit nur 50 Jahren stirbt er am 23. März 1611 in Nürnberg.

Sein Vermögen erbt Siebmachers Frau, die den Wappenstecher um 40 Jahre überlebt. Sie führt das Geschäft ihres Mannes weiter und verkauft die Kupferplatten erst im hohen Alter. Der Käufer behält den Namen Siebmacher bei: Da ist dieser längst zu einer weit bekannten Marke geworden.

Stand: 23.03.2011

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