Maxim Gorki bei einer Zugfahrt

Stichtag

18. Juni 1936 - Maxim Gorki stirbt

Zu Beginn seiner schriftstellerischen Laufbahn muss Maxim Gorki wegen seiner kritischen Haltung zu den russischen Machthabern immer wieder ins Exil. Als junger revolutionärer Dichter flieht er zur Jahrhundertwende vor der zaristischen Geheimpolizei ins Ausland. Später kritisiert er trotz freundschaftlicher Beziehung Lenin, der ihm zur Emigration rät.

Auf Capri und in Sorrent bei Neapel empfängt Gorki junge Schriftsteller und Maler, Komponisten und Sänger aus seiner Heimat, bis er nicht zuletzt aus Geldmangel Ende der 20er Jahre den Bitten Josef Stalins folgt, zurück in die Heimat zu gehen. Es ist ein Pakt des Dichters mit dem Teufel.

Literatur als Lebensretter

Geboren wird Gorki als Alexei Maximowitsch Peschkow 1868 in Nischni Nowgorod an der Wolga. Er wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, mit elf Jahren bereits hat er Vater und Mutter verloren. Danach versucht er, sich als Matrose, Schiffskoch und Vogelhändler über Wasser zu halten. 1888 ist er derart verzweifelt, dass er sich erschießen will, aber nur die Lunge trifft: eine Verletzung, unter der er Zeit seines Lebens leidet.

Dann entdeckt Gorki das Schreiben für sich als Lebenselixier. Sein Erzähldebüt "Makar Tschudra" unterzeichnet er 1892 bereits mit dem Pseudonym "Gorki" ("der Bittere"). Der endgültige Durchbruch gelingt zwei Jahre später mit der Erzählung "Tschelkasch". Als er die Theaterstücke "Die Kleinbürger" (1901) und "Nachtasyl" (1902) herausbringt, ist er bereits so berühmt, dass die Versuche der Regierung, ihn zum Schweigen zu bringen, am Widerstand der Bevölkerung und am Einspruch berühmter Kollegen scheitern.

Begraben an der Kreml-Mauer

Als Gorki auf Stalins Geheiß nach Moskau zurückkehrt, bereiten ihm Zehntausende auf der Straße einen umwerfenden Empfang. Aber der Diktator hat den Dichter nur deshalb zurückgeholt, weil er sein neues Russland von ihm besingen lassen will. Zunächst lässt sich Gorki von der Euphorie im Land anstecken, besucht und besingt die Fabriken und hält Vorträge im Sinne seines Gönners. Mit seiner Literatur begründet er den staatlich verordneten Stil des Sozialistischen Realismus.
Zunächst glaubt Gorki, jederzeit wieder ins Ausland, nach Italien, gehen zu können; 1931 aber betont Stalin, dass er den Dichter nicht so einfach ziehen lassen würde: Das Leben in Russland wird zu einer Art Arrest. Als dann auch noch Gorkis Sohn Maxim 1934 unter rätselhaften Umständen stirbt, begreift der Dichter endgültig, mit wem er sich bei Stalin eingelassen hat. Am Ende ist es die schiere Angst vor dem Diktator und seinen mörderischen Möglichkeiten, die ihn im Lande hält. Dann stürzt ihn die Tuberkulose in einen wochenlangen Todeskampf. Gorki stirbt am 18. Juni 1936 in der Nähe von Moskau. Stalin nutzt seinen Tod, um einige seiner vermeintlichen Feinde in Schauprozessen wegen angeblichen Mordes anzuklagen und hinzurichten.

Gorkis Asche wird an der Kremlmauer beigesetzt. Neben anderen Mitgliedern des Politbüros trägt Stalin persönlich die Urne zum Roten Platz.

Stand: 18.06.2011

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