1956 fliegen Romy Schneider und Karlheinz Böhm nach Madrid, um dort für den Film "Sissi. Mädchenjahre einer Kaiserin" zu werben. Im Flugzeug sitzt zufällig auch der österreichische Kaiserspross Otto von Habsburg. Eine wartende Menschenmenge am Rollfeld halten Schneider und Böhm für dessen Anhänger. Aber Otto von Habsburg verlässt das Flugzeug unbemerkt. Die jubelnde Masse gilt den beiden Schauspielern, genauer: ihren Rollen als Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Sissi. "Ich war selig, ich war die Prinzessin, ich war dauernd die Prinzessin", wird sich Romy Schneider später erinnern.
Sissi Schneider
Vor allem auch in Deutschland stößt "Sissi. Mädchenjahre einer Kaiserin" unter der Regie von Ernst Marischka nach seiner Weltpremiere am 21. Dezember 1955 in Wien auf Euphorie. Das Land liegt immer noch am Boden, der psychologische Druck der Kriegsniederlage lastet schwer auf den Bewohnern. Da kommt ein sentimentales Weihnachtsmärchen wie "Sissi" gerade Recht.
Orientiert an der Biographie der späteren Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn erzählt der Film die Geschichte seiner 15-jährigen ungestümen Titelheldin, die ihrer streng katholisch erzogenen älteren Schwester gegen den Wunsch der Kaisermutter mit Charme und kindlicher Unbeschwertheit den Mann wegschnappt. Romy Schneider spielt diese Rolle mit einer derart charmanten Anmut, dass man die Schauspielerin bis heute mit Sissi identifiziert.
Blockbuster der Nachkriegszeit
An den Kinokassen wird "Sissi. Mädchenjahre einer Kaiserin" ein Blockbuster. Rekordverdächtige sechseinhalb Millionen Zuschauer lockt der Film in die Lichtspielhäuser. Da macht es auch nichts, dass "Sissi" bis hin zum Namen seiner Titelheldin – der Spitzname Elisabeths von Österreich-Ungarn lautete "Sisi" – historisch so einiges beschönigt und verfälscht. Der Erfolg veranlasst die Macher, mit den Fortsetzungen "Sissi. Die junge Kaiserin" (1956) und "Sissi. Schicksalsjahre einer Kaiserin" (1957) nachzulegen. Tatsächlich avanciert die Trilogie zu einer der erfolgreichsten deutschen Filmproduktionen überhaupt.
Im Rückblick wird Romy Schneider die Rolle der Sissi als ebenso prägend wie lästig empfinden. "Das war bestimmt richtig damals. Aber dann wollte ich halt eines Tages nicht mehr die Prinzessin sein." 1958 plant Regisseur Ernst Marischka eine vierte "Sissi"-Folge und bietet seinem Star eine damals sensationelle Gage von einer Million D-Mark. Vergebens: Romy Schneider lehnt ab. Von nun an wird sie versuchen, in teils sehr freizügigen Rollen verzweifelt gegen ihr sauberes "Sissi"-Image anzuspielen.
Stand: 21.12.10