Stichtag

27. Februar 2010 - Vor 85 Jahren: Der Käsehobel wird zum Patent angemeldet

Nicht nur im eigenen Strafraum, sondern auch am heimischen Küchentisch lauern für einen Fußball-Torwart ungeahnte Gefahren. Diese Erfahrung hat Kanadas Nationalkeeper Lars Hirschfeld auf schmerzliche Weise machen müssen. Als Profi in Diensten des norwegischen Meisters Rosenborg Trondheim benutzt Hirschfeld beim Frühstück ganz landestypisch einen Käsehobel – und greift voll daneben: "Er hat sich ein Stück der Daumenkuppe abgeschnitten. So wie seine Hand im Moment aussieht, kann er unmöglich Fußball spielen", muss Hirschfelds Club später als Ergebnis des verunglückten Käse-Frühstücks mitteilen. Zum Verhängnis wurde dem sonst so sicher zupackenden Torhüter ein in seiner Heimat wenig verbreitetes Küchengerät. Im käseverrückten Norwegen ist es dagegen seit 85 Jahren unverzichtbarer Bestandteil jedes Haushalts. Am 27. Februar 1925 hat Thor Bjoerklund den Prototyp des Käsehobels zum Patent eingereicht.

Der 1885 geborene Tischler aus Lillehammer ist wie die meisten seiner Landsleute ein Käseliebhaber. Gern kommen bei ihm spezielle, für südlichere Geschmäcker eher seltsame Sorten auf den Tisch. Wie zum Beispiel der typisch norwegische "Brunost", eine braune, schokoähnliche Käsemasse mit süßlichem Karamellgeschmack. Den mit dem Messer in hauchdünne Scheiben zu schneiden ist eine Kunst und gelingt selten, was einem bei so teuren Käsespezialitäten leicht den Geschmack verdirbt. Durch seinen Beruf mit dem Hobeln bestens vertraut, kommt Thor Bjoerklund die nahe liegende Idee, dem Käse auf eine ökonomischere Methode zu Laibe zu rücken. An seiner Werkbank konstruiert der handfertige Tischlermeister den Urtyp jenes kleinen Küchenhelferleins, das den Käse zuverlässig in gleichmäßig dünne Scheibchen hobelt. Es wird den findigen Tischler zu einem reichen Mann machen.

Geschäftstüchtig nutzt Bjoerklund den raschen Verkaufserfolg seines Käsehobels und gründet 1927 in Lillehammer eine eigene Fabrik, die "Thor Bjoerklund & Soenne". Eine Stunde dauert anfangs die Herstellung eines einzigen Käsehobels, mehr als 50 Arbeitsschritte sind dazu erforderlich. Im Lauf der Jahre werden Produktionsmethoden, Material und Design ständig verfeinert, und je weiter sich der Käsehobel über Europa ausbreitet, um so häufiger wird das gewinnbringende Gerät im In- und Ausland kopiert. Bjoerklund versucht lange, seine Patentrechte durchzusetzen, muss aber letztlich vor der zahlreichen Konkurrenz kapitulieren. Trotzdem bleiben die Käsehobel der Edelmarke "Thor Bjoerklund & Soenne" auch nach dem Tod des Unternehmensgründers 1975 weltweit gefragt. Weit mehr als 50 Millionen Stück stellt die norwegische Traditionsfirma aus Lillehammer her, bis sie Ende 2009 Konkurs anmelden muss und vom Multi-Konzern Gudbrandsdal Industrier (GIAX) geschluckt wird.

Stand: 27.02.10