Stichtag

26. November 2010 - Vor 60 Jahren: Hedwig Courths-Mahler stirbt in Tegernsee

Mit 15 Jahren kommt Hedwig Courths-Mahler als Dienstmädchen zu einer gichtkranken Frau. Die alte Dame bittet sie immer wieder, ihr etwas vorzulesen. Schließlich legt Courths-Mahler ihr ihre eigenen Gedichte vor.
"Und als sie sie gelesen hatte, sagte sie, warum ich die alle mit einem bösen Ende ausgehen ließ", wird sich Courths-Mahler später erinnern. "Ich ließ nämlich alle sterben. Und das kam mir dann auch lächerlich vor und das habe ich dann gelassen. Daraus ist mein immerwährendes Happy-End entstanden." Heißt: Ihre zahlreichen Romane gehen fortan stets glücklich aus.

14 Bücher in einem Jahr

Dabei könnte das Leben von Hedwig Courths-Mahler anfangs einem eher traurigen Roman entstammen. Geboren wird die Schriftstellerin 1867 als uneheliches Kind eines Saaleschiffers und einer ehemaligen Prostituierten, die inzwischen Soldatentrupps begleitet. Sie wächst bei Pflegeeltern in Weißenfels auf – eine Phase ihrer Kindheit, die sie später immer wieder als Idylle beschreiben wird. Als Hedwig Courths-Mahler in die Pubertät kommt, zieht sie zu ihrer Mutter und ihren Brüdern, die allesamt von verschiedenen Vätern stammen, nach Berlin. 1884 veröffentlicht sie ihre erste Erzählung in einer Lokalzeitung.
1889 heiratet sie den Dekorationsmaler Fritz Courths. 1904 erscheint in Fortsetzungen im "Chemnitzer Tageblatt" ihr Romandebüt "Licht und Schatten". In der Folge schreibt Courths-Mahler wie im Rausch Romane, die sich immer wieder um die Liebe drehen, die Schranken und Standesunterschiede überwindet. Allein 1920 sind es 14 Bücher. "Märchen für große Kinder" nennt sie die Autorin selbst.

Sich selbst treu geblieben

"Die Bettelprinzeß" (1914), "Die schöne Unbekannte" (1918) und "Die ungleichen Schwestern" (1931) sind Titel, die ein Millionenpublikum im In- und Ausland verzaubern. Trotz des Erfolges bleibt sie sich selber treu: Als die Nationalsozialisten ihre Popularität nutzen und sie dazu bringen wollen, ihre Helden in SA-Uniformen zu stecken und deren böse Gegner jüdisch zu zeichnen, verweigert sie sich. 1935 gilt sie als "unerwünschte Autorin".
Mit ihren Büchern verdient Courths-Mahler Millionen und verliert sie mehrmals wieder - erst durch die Inflation in den zwanziger Jahren, zuletzt durch die Währungsreform nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie schreibt sich immer wieder nach oben, lebt dabei bescheiden im Kreis ihrer Familie. Ihren Lebensabend verbringt Hedwig Courths-Mahler auf einem Hof am Tegernsee. Sie stirbt am 26. November 1950 und hinterlässt rund 200 Romane. Mit über 30 Millionen verkauften Büchern ist sie die auflagenstärkste deutsche Autorin des 20. Jahrhunderts.

Stand: 26.11.10