Die BASF-Fabrik in Ludwigshafen, 2014

Stichtag

06. April 2010 - Vor 145 Jahren: Gründung der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik

Dem Mannheimer Gaswerksbesitzer Friedrich Engelhorn schwebt Großes vor. Aufmerksam verfolgt er seit Jahren die Arbeit der Chemiker Justus von Liebig und William Perkin, die die Grundlagen der Gewinnung von Farben aus Steinkohleteer entdeckt haben. Es ist die Zeit, in der die boomende Textilindustrie dringend auf bleich- und wasserfeste Farben für ihre Stoffe wartet. Friedrich Engelhorn erkennt das ungeheure wirtschaftliche Potential des neuen Verfahrens. Zusammen mit 37 Aktionären gründet er am 6. April 1865 in Mannheim die "Badische Anilin- & Soda-Fabrik" (BASF), um international in das Geschäft mit der Farbstoffproduktion einzusteigen. Weil die Stadt Mannheim nicht genügend Baugrund bereitstellen will, wechselt Engelhorn nur eine Woche nach Firmengründung auf die andere Rheinseite und errichtet sein Werk im Pfälzischen, auf den weitläufigen Uferwiesen vor den Toren der jungen Stadt Ludwigshafen.

Revolution der modernen Chemie-Industrie

Anders als kleinere Konkurrenten aber beschränkt sich die BASF nicht auf die bloße Herstellung von Teerfarben. Engelhorn konzipiert seine Fabrik als Verbund-Chemiewerk, das sämtliche beim Produktionsprozess erforderlichen oder anfallenden Zwischen- und Nebenprodukte selbst herstellt und weiterverwertet. Mit der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik unter Engelhorns Leitung beginnt die industrielle Revolution der modernen Chemie. In ganz Europa und den USA entstehen nach dem gleichen Prinzip arbeitende BASF-Zweigwerke. Bereits auf der Pariser Weltausstellung 1900 kann sich der Ludwigshafener Konzern als größte Chemiefabrik der Welt präsentieren. Auch Katastrophen wie eine verheerende Explosion im Ludwigshafener Stammwerk im Jahr 1921, bei der 561 Menschen ums Leben kommen, kann die stetige Expansion der BASF nicht stoppen.

Das dunkle Kapitel I.G. Farben

Mit der Entwicklung von Kunstdünger und Kunstfasern erschließt sich die BASF einen neuen Weltmarkt. Doch 1925 erfordern Wirtschaftskrise und Hyperinflation eine Fusion mit anderen deutschen Chemieunternehmen zur Interessengemeinschaft Farben, kurz I.G. Farben. Dieser Monopolkonzern bietet den Nationalsozialisten bald optimale Voraussetzungen zur Verwirklichung ihrer wirtschaftlichen Autarkie-Bestrebungen und ist für das dunkelste Kapitel der deutschen Chemie-Industrie verantwortlich. Zehntausende Zwangsarbeiter werden im kriegswichtigen Produktionsapparat der I.G. Farben eingesetzt. Mehr als 20.000 Häftlinge des Vernichtungslagers Auschwitz kommen beim Bau eines Kautschuk-Werks im polnischen Monowitz ums Leben. Millionen Juden sterben durch das Giftgas Zyklon B, hergestellt von einem Tochter-Unternehmen der I.G. Farben.

Nach Kriegsende und der Entflechtung der I.G. Farben durch die Alliierten wächst die BASF innerhalb weniger Jahre erneut zur alten Größe heran. Bereits 1954 gilt das Werk Ludwigshafen wieder als größter zusammenhängender Chemie-Komplex Europas. Heute, 145 Jahre nach der Gründung durch Friedrich Engelhorn, ist BASF der weltgrößte Chemie-Konzern mit 150 Produktionsstätten rund um den Globus.

Stand: 06.04.10