Stichtag

24. Juni 2009 - Vor 1930 Jahren: Tod des römischen Kaisers Vespasian

Im Jahr 68 n. Chr. begeht der römische Kaiser Nero Selbstmord. Er hinterlässt einen maroden Staatshaushalt, der nicht zuletzt wegen Korruption, Verschwendungssucht und dem Neuaufbau Roms nach seiner Zerstörung durch einen Großbrand an den Rand des Ruins getrieben worden ist. Im so genannten Vierkaiserjahr, 69  n. Chr., rufen die Truppen in Spanien, Rom, Köln und Judäa ihre Feldherren zu den neuen Herrschern aus.Von ihnen bleibt letztendlich Titus Flavius Vespasian übrig, der, bereits 60 Jahre alt, im Krieg gegen die Juden erfolgreich war. 40 Milliarden Sesterzen veranschlagt er, um das römische Reich vor dem Bankrott zu bewahren, notiert der antike Geschichtsschreiber und Kaiserbiograf Sueton.

Um an Geld zu kommen, habe Vespasian seinen Humor, seine Intelligenz und seine Fantasie genutzt, schreibt Sueton. Seine habgierigsten Prokuratoren soll er immer höher befördert haben, um sie später mit umso gewaltigeren Geldbußen belegen zu können. "Es hieß allgemein, er bediene sich ihrer als Schwämme, weil er sie sozusagen anfeuchte, wenn sie trocken seien, und ausquetsche, wenn sie sich vollgesogen hätten", heißt es bei Sueton.Der Biograf berichtet auch Anekdotiges: Vespasians Sohn Titus, der später den berühmten jüdischen Tempel von Jerusalem in Schutt und Asche legt, tadelt demnach den Vater wegen einer angedachten Urinsteuer. Daraufhin hält ihm sein Vater ein Stück Geld von der ersten Erhebung unter die Nase und fragt, ob es einen üblen Geruch verströme. Als der Sohn verneint, soll der Vater gesagt haben: "Siehst du, Geld stinkt nicht!" Die Franzosen sind ob des Ausspruchs so amüsiert, dass sie die öffentlichen Toiletten bis heute "Vespasiennes" nennen.

Seit seinem Amtsantritt verzichtet Vespasian auf Kriege. Sein vorrangiges Ziel lautet nun, den maroden Staat von innen her zu sanieren. Als volksnaher Herrscher und Realist sorgt er dafür, dass die eingenommenen Steuer- und Zolleinnahmen tatsächlich der Res Publica zugute kommen. Diese Wirklichkeitsnähe zeigt sich auch darin, dass er sich im Gegensatz zu vielen anderen römischen Kaisern mit Falten und Runzeln darstellen lässt.Nach zehn Jahren Amtszeit stirbt Vespasian am 24. Juni 79 n. Chr.  im römischen Heilbad Aquae Cutiliae. "Oh weh, ich glaube, ich werde ein Gott" lauten der Überlieferung nach seine letzten Worte. Seinem Sohn Titus hinterlässt er ein saniertes Imperium und das Wahrzeichen der ewigen Stadt: das Kolosseum.

Stand: 24.06.09