Kommt die Sprache auf den Schweizer Franken, gerät der Geldhistoriker Thomas Lautz ins Schwärmen: "Es gibt einzelne Münzen, die seit 1870 geprägt werden und immer noch gültig sind. Das ist einzigartig in der Welt", erklärt der Leiter der geschichtlichen Sammlung einer Kölner Bank. Dazu ist der Methusalem unter den Währungen gleich in vierfacher Version in Umlauf: als "Franken" in der deutschsprachigen Schweiz, als französischer "franc suisse", italienischer "franco svizzero" - und im rätoromanischen Graubünden auch als "franc svizzer". Wohl keine andere Nation ist so stolz auf ihre Währung, die weltweit seit nun 210 Jahren quer durch alle Kriegs- und Krisenzeiten als stabiles Zahlungsmittel geschätzt wird. Kurioserweise waren es aber nicht die Schweizer selbst, die den Franken als nationale Währung der Eidgenossenschaft eingeführt haben.
Seit dem Mittelalter sind in der Schweiz unzählige verschiedene Münzen in Umlauf. Jedem Lehnsherrn des historisch immer föderalistisch geprägten Landes steht es frei, sein eigenes Geld zu prägen. Währungen gibt es also ebenso viele wie Städte und Kantone, Bischöfe und Äbte, Grafen und Barone. Dazu strömen ständig fremde Münzen nach Helvetien, importiert von Schweizer Söldnern, die den in Diensten ausländischer Feldherrn verdienten Sold mit in die Heimat zurücknehmen. Doch obwohl dieses "große Kuddelmuddel", wie Thomas Lautz die Zustände beschreibt, Handel und Wandel über alle Grenzen enorm erschwert, führt erst die Revolution im benachbarten Frankreich zum Ende der Vielmünzerei.
Im Jahr 1798 marschieren napoleonische Revolutionstruppen in die Schweiz ein. Die neuen Herren wandeln das kantonale Geflecht in die Helvetische Republik um und damit - ganz nach französischem Vorbild - in einen Zentralstaat mit einem einzigen nationalen Zahlungsmittel. So wird der "franc" am 19. März 1799 zur offiziellen Währung der Schweiz erklärt. Allerdings nur für knapp vier Jahre. Denn mit dem Sturz Napoleons verschwindet 1803 zunächst auch der Franken. Die Helvetische Republik erklärt sich wieder zur föderalen Eidgenossenschaft, in der das Münzrecht erneut bei den einzelnen Kantonen liegt. Doch die guten Erfahrungen mit einer einheitlichen Währung setzen sich letztlich durch. Unter zunehmendem wirtschaftlichem Druck verzichten nach und nach alle Kantone auf das vorrevolutionäre Geld-Kuddelmuddel und folgen dem Beispiel der Stadt Genf, die sich 1838 dem französischen Währungssystem anschließt. Zehn Jahre später, im Revolutionsjahr 1848, geht die Münzhoheit dann endgültig auf die Zentraladministration in Bern über. Seither regiert im Bankenparadies Schweiz der Franken - und besteht bis ins Euro-Zeitalter ohne eine einzige Währungsreform.
Stand: 19.03.09