Stichtag

24. Januar 2009 - Vor 25 Jahren: Apple stellt den Macintosh 128 vor

Anfang Januar 2009 reisen wieder Apple-Fans aus der ganzen Welt zur Eröffnung der Computerfachmesse Macworld Expo ins winterliche Kalifornien. Bis zu acht Stunden stehen sie vor dem Moscone Center von San Francisco an, um das jährlichen Hochamt des Unternehmens mit dem angebissenen Apfel als Logo mitzuerleben. Doch die Hauptrede der als Bilanzpressekonferenz getarnten Produktpräsentation hält erstmals nur Apple-Vizepräsident Phil Schiller und nicht der charismatische, aber schwer erkrankte Firmen-Gründer Steve Jobs. In den Jahren zuvor hat das stets in schwarzem Rolli, Jeans und Turnschuhen gekleidete Apple-Master-Mind an regelmäßig die Zukunft der Kommunikationstechnik vorgestellt, etwa mit den weihevoll inszenierten Präsentationen von iMac, iPod und iPhone. Als Steve Jobs bei seinem ersten Auftritt vor 25 Jahren zu pompösen Fanfarenklängen einen Personal Computer namens Macintosh aus seinem Rucksack zerrt, löst der damals 29-jährige Erfinder eine Revolution auf dem Rechner-Markt aus.

Computer haben zu Beginn der 80er Jahre in der Regel Schrankgröße, stehen in EDV-Centern von Industrie, Militär oder Universitäten und stammen meist vom Branchenriesen IBM. Sie müssen von Experten gefüttert werden, reagieren nur auf kryptische Befehlszeilen und heißen ganz unpersönlich "5120-PC", "ZX81" oder "TI99/4". Apple-Chef Steve Jobs präsentiert dagegen am 24. Januar 1984 dem verblüfften Auditorium einen beigefarbenen Dreikäsehoch, nicht größer als drei Schuhkartons, mit eingebautem Schwarzweiß-Bildschirm und einem Schlitz für Disketten. Gegen die klotzigen, grauen IBM-Rechenknechte wirkt der Macintosh, der nach einer kanadischen Apfelsorte namens McIntosh benannt wurde, wie eine putzige Spielkiste. Aber auf seinem Monitor erscheinen Schriftzüge nicht wie gewohnt in eckiger Computerschrift, sondern wie gedruckte Texte, dazu Grafiken, Fotos und Gemälde. Als der erste echte Heim-Computer der Welt auch noch anfängt zu sprechen und das Publikum mit einem freundlichen "Hallo, ich bin Macintosh" begrüßt, ist im Saal der Teufel los.

Der Kleine mit einem heute steinzeitlich anmutenden Arbeitsspeicher von 128 Kilobyte überzeugt vor allem durch die völlig neuartige, auch Laien intuitiv verständliche Benutzeroberfläche. Programme und Dokumente werden durch Symbole (Icons) dargestellt. Dateien können über den Bildschirm gezogen und in grafisch sichtbaren Ordnern abgelegt werden; Überflüssiges wandert per "drag'n'drop" (ziehen und fallenlassen) in einen virtuellen Papierkorb. Gesteuert wird die schlaue Kiste nicht durch eine Litanei von Eingabebefehlen, sondern wie ferngelenkt per Klick oder Doppelklick auf eine Computermaus. Als erster Klein-Rechner gibt der Macintosh Texte und Bilder auf dem Bildschirm realistisch wieder: Damit hält das Prinzip "what you see ist what you get" (was du siehst, bekommst du) Einzug in die Computerwelt. Die Fachwelt allerdings ist geteilter Meinung über die Vorzüge des "Mac". Viele halten die Neuerungen für pure Spielerei. Aber schließlich ziehen auch die anderen Computerhersteller, allen voran Bill Gates mit Microsoft, nach. Noch jahrelang nervt der Branchenmogul seine "Windows"-Programierer: "Das muss so aussehen wie beim Mac!".

Stand: 24.01.09