4. August 1986: Karola und Melanie Weimar aus dem nordhessischen Philippsthal werden als vermisst gemeldet. Vater und Polizei suchen die Umgebung nach den fünf- und siebenjährigen Schwestern ab. Auch Soldaten sind im Einsatz. Drei Tage später werden die Leichen der Kinder wenige Kilometer vom Elternhaus entfernt entdeckt. Im Himbeergebüsch eines Parkplatzes liegt Karola. Melanie wird in der Nähe eines weiteren Parkplatz gefunden. Laut Obduktionsbericht wurden die beiden erstickt oder erwürgt. 16 Ermittler bilden die Sonderkommission Weimar. Sie werten über 1.000 Spuren aus.
Da es keine Hinweise auf einen Unbekannten gibt, richtet sich der Verdacht der Polizei gegen die Eltern. Der Vater soll getrunken und geschlagen haben. Die Mutter, Monika Weimar, hat einen amerikanischen Freund, den sie in der Disco kennenlernte. Haben die Töchter das Glück gestört? Monika Weimar sagt zunächst aus, die Kinder seien auf mysteriöse Weise verschwunden. Doch je mehr Fragen die Ermittler ihr stellen, desto mehr widersprüchliche Antworten gibt die Mutter. Die Polizisten entdecken einen Schaden an der Frontscheibe ihres Autos. Kampfspuren? Nein, der Schaden sei beim Sex entstanden, sagt sie. Ihr Freund kann oder will das nicht bestätigen. Daraufhin erklärt sie, ihr Mann habe den Schaden verursacht. Zwei anonyme Briefe bezichtigen den Vater der Tat. Die Ermittler finden heraus, dass Monika Weimar die Schreiberin war. Schließlich erzählt sie, sie sei spät von einem Treffen mit ihrem Freund nach Hause gekommen. Die Mädchen hätten in ihren Betten gelegen, getötet von ihrem Vater.
Am 23. März 1987 wird der Prozess gegen Monika Weimar eröffnet: "Ich hoffe, dass ich aus dem Schlamassel, den ich mir eingebrockt habe, wieder rauskomme." Nach 44 Verhandlungstagen, an denen 92 Zeugen und Sachverständige ausgesagt haben, sprechen die Richter am 8. Januar 1988 aufgrund von Indizien das Urteil: lebenslange Haft. Polizisten müssen die Verurteilte vor einer johlenden Menge in Sicherheit bringen. Doch damit ist der Fall Weimar nicht abgeschlossen. Zwei Zeugen behaupten, der Vater habe ihnen die Tat gestanden. Der Antrag der Verteidigung auf Wiederaufnahme des Verfahrens wird zunächst verworfen, dann aber doch zugelassen. Der neue Prozess endet mit einem Freispruch - im Zweifel für die Angeklagte. Unter Juristen wird der Fall heiß diskutiert. Schließlich folgt auf Antrag der Staatsanwaltschaft ein dritter Prozess. Elf Jahre nach der ersten Verhandlung wird Monika Böttcher, mittlerweile geschiedene Weimar, wieder zu lebenslanger Haft verurteilt. 2006 hat sie ihre Strafe nach insgesamt 15 Jahren Gefängnis abgesessen. Für die Morde? Auf jeden Fall für den Menschen, der Melanie und Karola getötet hat.
Stand: 08.01.08