Stichtag

10. November 2008 - Vor 525 Jahren: Martin Luther in Eisleben geboren

Das Ehepaar Luder hat es zu bescheidenem Wohlstand gebracht. Der Vater ist Bergmann und führt ein eigenes Unternehmen. Die Mutter verwaltet ein Anwesen mit mehreren Gebäuden. Am 10. November 1483 gebiert sie einen Sohn. Gleich am Tag darauf wird er getauft und erhält wie oft üblich den Namen des Tagesheiligen: Martin. Der Junge wird später nicht nur die Theologie revolutionieren, sondern auch die deutsche Schriftsprache weiterentwickeln. Und er wird seinen Familiennamen nicht mehr Luder, sondern Luther schreiben. Das soll ans griechische Eleutherius (Der Befreite) erinnern.

Als junger Mann tritt Martin in den strengen Orden der Augustiner-Eremiten ein, eines Gelübdes wegen und nicht zur Freude seines eher weltlich gesinnten Vaters. Luther wird ein erfolgreicher Bibelwissenschaftler seines Ordens. Er darf sogar einmal in einer Gesandtschaft nach Rom reisen. Aber Luther ist auch ein unerbittlicher Grübler: Wie Gott dem sündigen Menschen überhaupt gnädig sein kann, beschäftigt ihn theologisch wie persönlich. Seine Lösung: Gnade ist reines Geschenk, im Glauben angenommen, und durch kein gutes Werk zu verdienen.

Mit dieser Theologie gerät Luther in Konflikt zur Bußpraxis der Kirche. Als der Papst den Bau des Petersdoms durch Ablassbriefe unterstützen lässt, ziehen Prediger wie der Dominikaner Johann Tetzel marktschreierisch durchs Land und verkaufen die päpstlichen Briefe. Offiziell erlassen sie nur kirchliche Sündenstrafen, aber in der Propaganda wird daraus eine Art Handel mit göttlicher Gnade. Luther verfasst dagegen empört 95 Thesen - auf Latein, für die Diskussion unter Theologen. Aber die Thesen verbreiten sich wie ein Lauffeuer und machen den Verfasser bekannt. Bald schreibt er auch populärer auf Deutsch und wird der Held einer verbreiteten anti-römischen Stimmung. Als Papst Leo X. ihm mit dem Kirchenbann droht, verbrennt Luther die sogenannte Bann-Bulle aus Rom öffentlich.

Damit ist aus Theologie Politik geworden. Kaiser Karl V. zitiert Luther 1521 vor den Reichstag in Worms. Luther widerruft seine Thesen nicht und verfällt nun auch dem Reichsbann: Er ist vogelfrei. Auf dem Rückweg lässt sein Landesfürst Friedrich von Sachsen ihn zum Schutz entführen und als angeblicher Junker Jörg auf der Wartburg verstecken. Luther beginnt hier die Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Weil seine Anhänger sich immer mehr radikalisieren, Kirchen und Klöster plündern und Aufruhr predigen, verlässt Luther ein Jahr später wieder die Burg und wird von Wittenberg aus zum obersten Seelsorger der neuen Glaubensbewegung. Er will Reform, nicht Revolution. Deshalb legitimiert er auch die Gewalt der Fürsten gegen aufständische Bauern und überträgt die Aufsicht über die neu entstehende Kirche den Landesherren.Noch zu Luthers Lebzeiten breitet sich die Reformation über ganz Nordeuropa aus. Die Entwicklung zu den späteren evangelischen Landeskirchen beginnt. Luther heiratet die ehemalige Nonne Katharina von Bora und hat mit ihr sechs Kinder. Er stirbt am 18. Februar 1546.

Stand: 10.11.08