Stichtag

13. September 2008 - Vor 200 Jahren: Catharina Elisabeth Goethe stirbt in Frankfurt

Als Catharina Elisabeth Goethe am 13. September 1808 in Frankfurt stirbt, hinterlässt sie unter anderem eine große Kiste mit Aufzeichnungen. Ihr Sohn Johann Wolfgang lässt sie zu sich nach Weimar transportieren und bewahrt sie auf. So gelangen auch 30 Haushalts-, Spiele-, Wasch- und Kindertagebücher in das Goethe- und Schiller-Archiv. Sie überliefern, was in Frankfurt Ende des 18. Jahrhunderts der Arzt, das Dienstpersonal, Kleidung oder Bonbons kosten. In ihrem Haushalt beschäftigt Catharina Goethe zeitweise mehr als zehn Personen - Diener, Köchin, Kammermädchen. Denn die Familie Goethe führt ein großbürgerliches Haus. Catharinas Mann Johann Caspar ist Jurist und hat schon von seinem Vater, einem Schneidermeister, ein Vermögen geerbt. Nach heutigen Maßstäben ist er mehrfacher Millionär.

So kann sich Catharina leisten, nur vier mal im Jahr zu waschen. Dann kommen mehrere Waschrauen tagelang ins Haus und es wird eigens eine Bleichwiese gemietet. Um so lange mit der Wäsche auszukommen, besitzt ihr Sohn als Student 146 Hemden mit Manschetten und 80 ohne. Auch Catharina kommt aus bestem Hause: Ihr Vater Wolfgang Textor war der höchste Beamte der Reichsstadt Frankfurt. Als seine Tochter 17 Jahre alt ist, verheiratet Wolfgang Textor sie mit dem Kollegen Goethe, der schon mehr als doppelt so alt ist wie sie. Catharina, 1731 geboren, bekommt sieben Kinder, aber nur zwei überleben die Krankheiten der Kindheit. Ihre Tochter Cornelia stirbt aber als junge Frau im Kindbett. So bleibt der Mutter nur noch Johann Wolfgang, der Sohn, den sie in Briefen ihren "Hätschelhans" nennt und von klein auf verwöhnt.

Als er 15 ist, lässt sich Johann Wolfgang heimlich Haustürschlüssel nachmachen. Sie deckt ihn. Er prügelt sich draußen um eine Prostituierte - ein Skandal, der viel Ärger im Hause Goethe bereitet. Auch später, als der Dichter in Weimar in "wilder Ehe" lebt, hält die Mutter zu ihm. Sie mag seine Geliebte Christiane Vulpius, während alle sich den Mund über die angeblich ordinäre junge Frau zerreißen. Sie sei nicht gewöhnlich, sondern unverdorben, meint Catharina Goethe. Sie gratuliert ihr zur Geburt der unehelichen Kinder und notiert, ihr Wolfgang lebe eben "vergnügt und glücklicher als in einer fatalen Ehe." Catharina selbst ist liberal erzogen worden und sie gibt diese Toleranz weiter. Sie danke Gott, schreibt sie einmal, "dass meine Seele von Jugend auf keine Schnürbrust gekriegt hat."Nur einmal verweigert sie sich dem Sohn: Als er für den Enkel eine Spielzeugguillotine besorgt haben möchte, entrüstet sie sich, die Hersteller von solchem Spielzeug gehörten bestraft. Ihren erfolgreichen Sohn in Weimar besucht sie nie, weil sie nicht reisen mag. Auch er kommt selten, in ihren letzten zehn Lebensjahren gar nicht mehr. Vermutlich mag er sie nicht altern sehen. Dafür gehen wöchentlich Briefe hin und her. Catharina stirbt, wie sie gelebt hat: Sie organisiert ihre Beerdigung bis ins Detail und lässt auf die Einladung einer befreundeten Familie bestellen, sie könne nicht kommen, da sie sterben müsse.

Stand: 13.09.08