Stichtag

10. Februar 2008 - Vor 750 Jahren: Die Mongolen erobern Bagdad

Die Glanzzeit der Abbasiden - wie etwa des legendären Harun al-Rashid aus 1001er Nacht - liegt im 13. Jahrhundert schon lange zurück. Der einst mächtige Kalif von Bagdad ist nur noch ein regionaler Potentat im heutigen Irak. Dennoch ist Bagdad immer noch ein Zentrum von Kunst, Wissenschaft und Literatur. Dem machen erst Eroberer aus dem Osten ein Ende. Dort hat Dschingis Khan ein Großreich der mongolischen Stämme gegründet, das seine Nachfolger immer weiter nach Westen ausdehnen. Die Mongolen überrennen Städte und Staaten reihenweise. Meist lassen sie den Herrschern die Wahl, sich ihnen anzuschließen oder blutig vernichtet zu werden.

Als das Heer des Mongolen-Generals Hülägü im Februar 1258 Bagdad einkreist, hat die Stadt keine Chance. Der arabische Geschichtsschreiber Ibn Kathir berichtet, 200.000 Mongolen hätten nur 10.000 Reiter der Abbasiden gegenüber gestanden. Die Truppen Hülägüs erstürmen die Stadt. "Sie töteten wahllos Männer, Frauen, Kinder, Alte", schreibt Ibn Kathir: "Viele Bewohner stiegen in Brunnen, Latrinen und Abwasserkanäle und versteckten sich dort viele Tage." Auch der letzte Kalif al-Mutassim kommt ums Leben. Verwandte von ihm fliehen nach Kairo, wo eine Seitenlinie der Kalifen unter der Herrschaft der Mamelucken noch Jahrhunderte lebt. Bagdad wird zur Ruinenstadt und kann sich von dem Schlag nicht mehr erholen.

Kurz nach seinem Sieg muss Hülägü in die Mongolei zurück, weil es Streit um die Nachfolge des Großkhans gibt. Die zurückgebliebenen Besatzungstruppen werden 1260 durch islamische Kräfte aus Syrien besiegt. Hülägü hatte den christlichen Kreuzfahrerstaaten ein Bündnis gegen den Islam angeboten. Doch die Kreuzritter halten sich neutral. Deshalb können die Mongolen nicht weiter vordringen. Aber das Reich des Großkhans ist auch so riesig: Von China bis zur Donau reicht nun eine "Pax Mongolica", die einen regen Handel über die Seidenstraße aufblühen lässt. Seide, Porzellan und Gewürze gelangen nach Europa, aber auch die Pest.

Nach dem Fall von Bagdad verändert sich allmählich die Gesellschaft Vorderasiens. Bald nehmen die zuvor schamanistischen Mongolen selbst den Islam an. Steppenvölker aus Zentralasien wandern unter ihrem Schutz ungehindert nach Westen. So wird die heutige Türkei, bis dahin noch überwiegend von christlichen (griechischen und armenischen) Bauern bewohnt, zunehmend das Land islamischer Hirten-Nomaden. Aus ihnen entsteht später die Herrschaft der Osmanen.

Stand: 10.02.08