Stichtag

03. September 2008 - Vor 350 Jahren: Tod von Englands Lordprotektor Oliver Cromwell

Charles I., englischer König aus dem Haus der Stuarts, hat sein Land an den Rand eines Bürgerkriegs geführt. Der Sohn Jakobs I. versucht, nach französischem Vorbild als absolutistischer Herrscher zu regieren. Als ihm die von radikalen Puritanern geführten Volksvertreter 1640 die Gelder für einen Krieg gegen die Schotten verweigern, löst der König das Parlament kurzerhand auf. Beide Seiten rüsten sich nun für einen Bürgerkrieg, der zwei Jahre später ausbricht. Aus der ersten Schlacht der königlichen Armee gegen die Truppen des Parlaments im Oktober 1642 geht keine Partei als Sieger hervor. Doch auf Seiten der kriegsungeübten Bauern und Tagelöhner beweist ein Mann überragende Fähigkeiten als Stratege und Heerführer. "Wir werden dem König den Kopf abschlagen und mit dem Kopf die Krone", verspricht Oliver Cromwell, der zuvor als stotternder Hinterbänkler der Puritaner kaum in Erscheinung getreten ist.

Noch wenige Jahre zuvor führt der 1599 geborene Sohn eines mäßig begüterten, aber extrem gläubigen Protestanten ein liederliches und chaotisches Leben. Kurz vor dem finanziellen Ruin wandelt sich Cromwell nach einem religiösen Erweckungserlebnis zum puritanischen Fanatiker. Mit Beginn des Bürgerkriegs steigt der zuvor so unauffällige Parlamentarier zum unumstrittenen militärischen Führer und gefährlichsten Gegner des Königs auf. Im Juli 1644 und im Juni 1645 bringt die von ihm geschulte und neu organisierte "New Model Army" den königlichen Truppen zwei vernichtende Niederlagen bei. Charles I. gerät in Gefangenschaft und wird vor Gericht gestellt. In einem Schauprozess erzwingt Cromwell das Todesurteil gegen den Monarchen. Am 30. Januar 1649 wird Charles I. in London als Hochverräter enthauptet - ein für die damalige Zeit schier ungeheuerlicher Akt.

Durch die puritanische Revolution wandelt sich das Königreich England zur vom Parlament regierten Republik. Doch der vom Volk ersehnte Frieden bleibt aus. Mit unglaublicher Brutalität erzwingt Oliver Cromwell die Angliederung Schottlands und Irlands an das englische Reich. Der Hass, den das erbarmungslose Vorgehen der Engländer gegen die Iren sät, wird das Verhältnis der beiden Nationen bis ins 20. Jahrhundert bestimmen. Cromwell selbst, der für die Rechte des Parlaments in den Krieg gezogen war, zeigt zunehmend tyrannische Züge. Schließlich erklärt er sowohl das Unterhaus als auch das Oberhaus für abgesetzt und beherrscht ab 1653 das Land als so genannter Lordprotektor. Die ihm angebotene Königskrone lehnt Cromwell allerdings ab. Als der diktatorische Alleinherrscher am 3. September 1658 der Malaria erliegt, atmet das Volk erleichtert auf. Der Sohn des enthaupteten Königs wird zurückgeholt und als Charles II. auf den Thron gesetzt. Das Experiment einer Republik England ist damit gescheitert. Nach Oliver Cromwell  hat es allerdings kein englischer König mehr gewagt, eine absolutistische Herrschaft anzustreben.

Stand: 03.09.08