Stichtag

23. Oktober 2008 - Vor 50 Jahren: Geburtstag der Schlümpfe

Der belgische Zeichner Pierre Culliford ist ein Mittelalter-Fan. Unter dem Pseudonym "Peyo" wird er 1946 durch seinen Comic "Johann und Pfiffikus" bekannt, in dem ein blonder Page mit seinem frechen Freund allerlei Abenteuer unter Rittern und Drachen erlebt.Nach zwölf Jahren aber wird Peyo die Welt der Burgen und Schlösser zu eng. Am 23. Oktober 1958 lässt er seine Helden im Heft "Spirou" in einem Zauberwald eine Flöte mit sechs Löchern finden, bei deren Klang man unweigerlich tanzen muss. Sie gehört geheimnisvollen Koboldwesen, die sich die Barden und Troubadoure des Mittelalters wohl nie zu erfinden gewagt hätten. Genau drei übereinander geschichtete Äpfel sind die geheimnisvollen Zwerge hoch. Und eine blaue Haut haben sie, die sie nur dürftig unter einer weißen Hose und einer weißen Mütze verbergen: die Schlümpfe.

Weil seine Leser so begeistert sind, entwickelt Peyo die Schlumpfwelt zu einem eigenen Comic-Universum weiter. Im märchenhaften Mikrokosmos Schlumpfhausen mit seinen fliegenpilzförmigen Behausungen ist fast jeder menschliche Archetyp genau einmal vertreten. Es gibt den kreativen Maler-Schlumpf, den väterlichen Papa Schlumpf, den dozierenden Doktor-Schlumpf, den Vielfraß-Schlumpf und den Trottel-Schlumpf. Nur zweierlei fehlt in der idyllischen Schlumpfwelt: das Böse und die Frau. Männlichen Nachwuchs bringt hier ganz traditionell der Klapperstorch. Als das Leben in Schlumpfhausen langweilig zu werden droht und verschiedene Frauengruppen Gleichberechtigung einfordern, lässt Peyo den garstigen Alchemisten und Schlümpfe-Hasser Gargamel eine Schlumpfine brauen, die der Dorfgemeinschaft ein ums andere Mal den Kopf verdreht. Feministische Comic-Leserinnen beruhigt das nicht.

Anfang der sechziger Jahre kommen die Schlümpfe auch nach Deutschland: als Comic, aber auch in Form kleiner Spielzeugfiguren aus Weichplastik, die die Kinderzimmer erobern. Der weltweite Durchbruch gelingt ihnen 1976 mit ihrem zweiten Kinofilm. Selbst der Versuch eines Holländers, den sympathischen Knollennasenzwergen aus Belgien gesanglich den Garaus zu machen, scheitert: Zwar schafft es ein gewisser Vader Abraham 1977 erfolgreich, die Schlümpfe als piepsende Naivlinge zu karikieren. Trotzdem gibt es sie heute noch. Als Peyo 1992 stirbt, lässt sein Sohn, Thierry Culliford,  die Gnome im Sinne seines Vaters weiterschlumpfen.

Stand: 23.10.08