Stichtag

24. Mai 2008 - Vor 125 Jahren: Eröffnung der Brooklyn Bridge in New York

Im eiskalten Winter 1852 bleibt John August Roebling mit einer New Yorker Fähre mitten auf dem East River im Packeis stecken. Für den Ingenieur, der vor 20 Jahren aus Deutschland in die USA eingewandert ist, ist dies ein Ärgernis. Schließlich bedeutet jeder Stau im Verkehrsfluss der Stadt den Verlust von Geld und Arbeitskraft. So plant Roebling, dessen kühne Brückenkonstruktionen immer wieder die Titelseiten der Zeitungen zieren, das Unmögliche, sein eigentliches Meisterstück: eine Brücke über den East River, die Brooklyn mit Manhattan verbindet.

Roebling entwirft zwei majestätische Steinpfeiler, die höher als alle New Yorker Gebäude sind, und an deren armdicken Drahtseilen eine 1.834 Meter lange Straße hängt, die breiter als der Broadway ist. 1870 ist Baubeginn. Roebling selbst ist da schon tot, gestorben an Wundstarrkrampf, nachdem ihm ausgerechnet eine Fähre den Fuß zerquetscht hat. Sein Sohn Washington führt das Bauvorhaben weiter. 13 Jahre lang können die New Yorker bestaunen, wie die Brücke Meter um Meter weiter wächst. Washington Roebling selbst wird bei einem Arbeitsunfall gelähmt. Von seinem Haus aus überwacht er mit dem Fernglas, wie seine Brücke wächst. Seine Frau Emily geht jeden Tag zur Baustelle und überbringt den Arbeitern seine Instruktionen.

Am 24. Mai 1883 wird die Brooklyn Bridge vom New Yorker Bürgermeister als "Triumph für unsere Nation" feierlich eröffnet. 30 bis 40 Bauarbeiter sind für ihre Vollendung gestorben - die meisten an der Taucherkrankheit, weil sie die Brückenpfeiler bei hohem Druck teils unter Wasser nach oben ziehen. Von den Überlebenden wird keiner zur Eröffnungsfeier eingeladen. Washington Roebling, der krank im Bett liegt, wird den Bau später den größten Fluch seines Lebens nennen. Seine Zeitgenossen aber bewundern ihn als "achtes Weltwunder". Heute ist die Brooklyn Bridge mit ihren beiden neugotischen Spitzbögen das meistfotografierte Wahrzeichen Amerikas.

Stand: 24.05.08