Stichtag

26. Februar 2008 - Vor 60 Jahren: Max-Planck-Gesellschaft in Göttingen gegründet

Die eigenen Ansprüche sind hoch: "Forschen für die Zukunft", "Exzellenz aus Prinzip", "Wissenschaft von Weltklasse". Die Erfolge werden auf der Homepage aufgelistet: 17 Nobelpreis-Träger hat die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) bislang hervorgebracht. Darunter sind Konrad Lorenz mit seinen Graugänsen, Ernst Ruska mit seinem Elektronenmikroskop, Paul Crutzen, der das Ozonloch erklärte, und Christiane Nüsslein-Volhard, die Grundlegendes zur Entwicklung von Embryonen entdeckte. Die MPG ist ein eingetragener Verein mit Sitz in München und versteht sich als "unabhängige gemeinnützige Forschungsorganisation": "Max-Planck-Institute betreiben Grundlagenforschung in den Natur-, Bio-, Geistes- und Sozialwissenschaften im Dienste der Allgemeinheit."

Entstanden ist die Einrichtung durch eine Umbenennung: Am 26. Februar 1948 wird in Göttingen die Max-Planck-Gesellschaft gegründet - in Nachfolge der 1911 gegründeten Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG), die durch ihre Rolle im Nationalsozialismus belastet ist. Aus der KWG wird die MPG, mit denselben Instituten, Direktoren und Forschern. Als Namensgeber fungiert der kurz zuvor verstorbene Max Planck, früherer KWG-Präsident und Vater der Quantenphysik. Erster MPG-Präsident wird Nobelpreisträger Otto Hahn, Entdecker der Kernspaltung und ehemaliger Direktor des KWG-Instituts für Chemie. Hahns Nachfolge tritt 1960 Nobelpreisträger Adolf Butenandt an. Als früherer Direktor des KWG-Instituts für Biochemie war er ebenfalls ein profilierter Forscher im "Dritten Reich". Nach dem Krieg vertuscht Butenandt seine NSDAP-Mitgliedschaft und behauptet in einem der Nürnberger Folgeprozesse, er habe nicht einmal den Namen Auschwitz gekannt. Dabei schickte SS-Lagerarzt Josef Mengele Blutproben von KZ-Häftlingen aus Auschwitz an Otmar von Verschuer - Mengeles Doktorvater und Direktor des KWG-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik. Verschuer hoffte, einen Bluttest entwickeln zu können, um die Rassenlehre der Nazis zu belegen. Butenandt stellte für das Projekt einen Mitarbeiter zur Verfügung.

Um nach dem Zweiten Weltkrieg eine weitere Verquickung von Politik und Forschung zu verhindern, verlangen die Alliierten, dass die MPG unabhängig von Staat und Wirtschaft sein müsse. Diese Unabhängigkeit beweisen die MPG-Forscher 1957, als sie Atomwaffen ablehnen. Bundeskanzler Konrad Adenauer ( CDU) kritisiert sie dafür, Verteidigungsminister Franz Josef Strauß ( CSU ) schäumt. Gleichzeitig befürworten dieselben Wissenschaftler Atomforschung und Forschungsreaktoren. Die MPG wird zum Erfolgsmodell: Von 25 Instituten 1948 wächst die Organisation auf mittlerweile rund 80 Institute. Sie wird mit  über einer Milliarde Euro vom Staat unterstützt. Das sind fast 30 Prozent der öffentlichen Gelder für Forschungsverbände. Zusätzlich verdient die MPG Geld durch Lizenzeinnahmen und Firmenbeteiligungen: "Wir haben ein Interesse daran, unsere Ergebnisse so weit wie möglich wirtschaftlich auch nutzbar zu machen", sagt der ehemalige MPG-Vizepräsident Klaus Hahlbrock.

Stand: 26.02.08