Stichtag

21. Oktober 2008 - Vor 235 Jahren: Johann Conrad Schlaun stirbt in Münster

Er baut am liebsten mit rotem Backstein und gelbem Baumberger Sandstein. Johann Conrad Schlaun, letzter großer Barock-Architekt Deutschlands, hinterlässt rund 120 Bauwerke, vor allem im heutigen Nordrhein-Westfalen. Die von ihm entworfenen Adelssitze - wie etwa den Erbdrostenhof in Münster - stattet er gerne mit weißen Sprossenfenstern aus. Schlaun ist als Baumeister auch am Schloss Augustusburg in Brühl beteiligt. Es zählt seit 1984 zum Weltkulturerbe. Schlauns erfolgreiches Leben beginnt profan. Er wird am 5. Juni 1695 in Nörde im Warburger Land geboren. Als Sohn eines Beamten besucht er das Paderborner Jesuitengymnasium. Wegen mangelnder Leistung muss er allerdings mit 16 Jahren die Schule verlassen und versucht sein Glück bei der Armee. Nur dort kann man Baumeister werden. Denn Militärs sind Experten für den Festungsbau.

Nach der militärischen Grundausbildung wird Schlaun 1715 Artillerieleutnant und Landesingenieur. Er zeichnet Festungen und konstruiert Kanonen, die er am liebsten für Freudenböller einsetzt. Mit einem pompösen Feuerwerk kann er Fürstbischof Clemens August für sich begeistern. Dieser herrscht über fünf Bistümer und ist ein solventer Auftraggeber. Er schickt Schlaun auf Studienreisen nach Würzburg, Rom, Paris und Wien. Der Architekt baut für den Fürstbischof ein grandioses Jagdschloss: Clemenswerth im Emsland. Um das Zentralgebäude sind sternförmig acht Pavillons angelegt und mit geraden Wegen verbunden. Während der über zehnjährigen Bauzeit werden auch leibeigene Bauern eingesetzt. Clemenswerth ist eine barocke Kunstwelt, die dem Adel vorbehalten bleibt. Ein sogenannter Armen-Jäger vertreibt ungebete Untergebene.

Schlaun selbst wohnt in Münster lange Zeit zur Miete. Durch die großartige Auftragslage bringt er es zu Wohlstand und baut sich ein Haus in der Stadt sowie einen Sommersitz außerhalb, das sogenannte Rüschhaus. Lange nach seinem Tod wohnt und dichtet dort Annette von Droste Hülshoff. Schlaun ist zwei Mal verheiratet und hat fünf Kinder. Als 1756 der siebenjährige Krieg zwischen Preußen und Franzosen beginnt und Westfalen zwischen die Fronten gerät, beantragt der zum General aufgestiegene Baumeister beim Fürstbischof eine Kur und setzt sich schließlich ins Rheinland ab. Als die Münsteraner nach dem Krieg ihre Stadtmauern schleifen, ist Schlaun wieder vor Ort. Er kommandiert seine Soldaten beim Abriss der Wehranlagen. Er sorgt dafür, dass aus den Wällen und Gräben eine Promenade wird. Zudem baut er das Stadtschloss. Schlaun stirbt am 21. Oktober 1773 im Alter von 78 Jahren in Münster.

Stand: 21.10.08