In der Zerrissenheit zwischen Gut und Böse, Licht und Schatten, Schuld und Sühne - da liegen die Themen von Johnny Cash. Ein Leben lang hat er in einer fast 50-jährigen Karriere in seinen Balladen mit einfachen, glaubwürdigen Worten davon erzählt. Es sind Songs über das unheimliche Amerika, über die kollektive amerikanische Psyche, über die Underdogs in einem gewalttätigen Land. Fern ab vom konservativen bis reaktionären Country-Establishment in Nashville gibt der Rebell mit dem warmen Bassbariton dem Lebensgefühl jener Menschen Ausdruck, die an den Idealen des amerikanischen Traums gescheitert sind.
Auch in seinem eigenen Leben hat der lange Zeit amphetaminsüchtige Sänger etliche düstere Phasen zu überstehen. Der mehrfach preisgekrönte Film "Walk the line" aus dem Jahr 2005 erzählt davon in eindringlichen Bildern. Geboren am 26. Februar 1932, verbringt Cash eine bitterarme Jugend in Kingsland, Arkansas, als Sohn eines tief religiösen Baumwollpflückers. So stellt er sich denn 1955 dem Besitzer der Sun Studios in Memphis, Sam Phillips, auch als Gospelsänger vor. Doch der Produzent von Elvis Presley ermunterte ihn zu eigenen Songs. Schon mit der zweiten Single "I walk the line" schreibt sich Johnny Cash den ersten Super-Hit - und die Hymne seines Lebens.
Mit "Ring of Fire", geschrieben von seiner späteren Frau June Carter, hat Cash 1963 einen Welt-Hit und ist auch als Schauspieler und Entertainer überaus erfolgreich. Heute noch legendär sind die Konzerte des stets ganz in schwarz gekleideten "Man in Black" in den Gefängnissen St. Quentin und Folsom. Doch Cash hält dem Druck als Star nicht stand, wird tablettensüchtig, trinkt zu viel und rastet aus. 1967 ist er ein Wrack. Erst in den Achtzigern kann Cash mit dem Projekt "Highwaymen" erneut einen Erfolg feiern; dann laufen alle seine Plattenverträge aus. Es ist der junge Hiphop-Produzent Rick Rubin, der Johnny Cash 1994 die Chance gibt, mit allen künstlerischen Freiheiten die musikalische Summe seines Lebens zu ziehen. Schon schwer von Krankheit gezeichnet, gewinnt er damit eine neue Generation von Fans. Nach 500 selbst komponierten Songs erliegt Johnny Cash am 12. September 2003 den Folgen seiner Diabetes.
Stand: 26.02.07