"Es gibt kein anderes Gebiet auf der Welt, zu dem etwa zehn bis zwölf Millionen Watt- und Wasservögel aus der halben Arktis hinkommen", sagt Hans Ulrich Rösner von der Naturschutzorganisation WWF über das Wattenmeer. Er engagiert sich seit rund 20 Jahren für dessen Schutz. Das Wattenmeer erstreckt sich über 500 Kilometer vom niederländischen Den Helder an der deutschen Küste vorbei bis nach Esbjerg in Dänemark. Es ist Europas größtes Feuchtgebiet, und mit seinen Sand- und Schlickflächen sogar das größte Wattengebiet der Welt.
Seit 1978 arbeiten die Umweltminister der Niederlande, der Bundesrepublik und Dänemarks zusammen, um die einzigartige Naturlandschaft zu erhalten und um die unterschiedlichen Interessen von Wirtschaft, Tourismus und Naturschutz abzustimmen. Die Bemühungen münden in den Wattenmeerplan, der am 22. Oktober 1997 auf der achten "Trilateralen Wattenmeerkonferenz" in Stade unterzeichnet wird. Gastgeberin ist die damalige Umweltministerin Angela Merkel ( CDU ). In dem 60-seitigen Papier werden erstmals einheitliche Schutzstandards und länderübergreifende Projekte festgeschrieben. Es darf nun in dieser Gegend beispielsweise nicht mehr nach Öl gebohrt werden. Außerdem sind Windkraftanlagen verboten.
Doch trotz des Wattenmeerplans ist das Gebiet weiterhin gefährdet. 1998 strandet der Holzfrachter "Pallas" vor der Insel Amrum. Öl läuft aus und verseucht die Gegend, Tausende Seevögel sterben. Mit rund 260.000 Schiffsbewegungen jährlich zählt das Wattenmeer zu den meist befahrenen Gewässern der Welt. Deshalb beschließen die drei Länder auf der Folgekonferenz im Jahr 2001, das Wattenmeer in seiner gesamten Ausdehnung zu einer PSSA, einer "Particulary Sensitive Sea Area" zu erklären. Damit ist es nach den Regeln der internationalen Schifffahrtsorganisation ein besonders geschütztes Meeresgebiet. Eine andere Bedrohung resultiert aus dem Klimawandel: Im Wattenmeer steigt der Wasserspiegel jedes Jahr um bis zu sieben Millimeter. Die nächste Konferenz der Vertragsstaaten findet 2010 statt. Bis dahin wollen die Bundesrepublik und die Niederlande bei der Unesco beantragen, den größten Teil des Wattenmeeres als Weltnaturerbe anzuerkennen.
Stand: 22.10.07