Stichtag

19. Oktober1892: Geburtstag des Gynäkologen Hermann Knaus

Im Mai 1928 reist der österreichische Mediziner Hermann Knaus von der Universitätsklinik in Graz zum Gynäkologenkongress nach Leipzig. Bisher ist er völlig unbekannt. Jetzt aber hält er einen Vortrag über die "Periodische Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit des Weibes", der die Fachwelt verblüfft. Darin bestreitet Knaus nicht nur die permanente weibliche Empfängnisbereitschaft. Er stellt seinen Kollegen auch eine "Kalendermethode" vor, nach der sich Perioden von Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit berechnen lassen. Etwa zeitgleich kommt der Japaner Kyusaku Ogino zum selben Ergebnis. Die Entdeckung der beiden Ärzte geht als Knaus-Ogino-Methode in die Geschichte ein.

Knaus wird am 19. Oktober 1892 in St. Veit an der Glan in Kärnten geboren. Als Forscher entdeckt er unter anderem die Dauer der Befruchtungsfähigkeit von Spermien. Auch wenn man heute weiß, dass die Knaus-Ogino-Methode keineswegs fehlerfrei funktioniert, gibt sie Frauen doch eine Möglichkeit an die Hand, ohne Hilfsmittel zu verhüten oder ihre Empfängnisbereitschaft zu berechnen. Als Arbeiterorganisationen und Sexualberatungsstellen ihren Klientinnen die Methode empfehlen, wird sie ab 1932 auch in Deutschland bekannt. Im Nationalsozialismus steht man ihr zwiespältig gegenüber. Auf der einen Seite soll die deutsche Frau nicht verhüten, sondern Hitler Soldaten schenken. Auf der anderen Seite aber empfiehlt man den Männern an der Front, ihren Heimaturlaub nach den Berechnungen der Gynäkologen zu planen.

Lange Zeit ist die Knaus-Ogino-Methode die einzige Form der Verhütung, die die katholische Kirche akzeptiert, weil durch sie Schwangerschaften nicht aktiv verhindert werden. Bei der Entstehung der berühmten Enzyklika "Humanae vitae" Papst Pauls VI. über "Die Weitergabe des menschlichen Lebens" 1968 wirkt Knaus vermutlich als Berater mit. Der Gynäkologe stirbt 1970 in Wien.

Stand: 19.10.07