Im Sommer 1952 erhält Béla Barényi sein bedeutendstes Patent. Es geht um ein "Kraftfahrzeug, insbesondere zur Beförderung von Personen, dadurch gekennzeichnet, dass Fahrgestell und Aufbau so bemessen und gestaltet sind, dass ihre Festigkeit im Bereich des Fahrgastraumes am größten ist und nach den Enden zu stetig und stufenweise abnimmt". Anders ausgedrückt: Es geht um ein Auto mit Knautschzonen im Heck- und Frontbereich, die die Aufprallenergie im Falle eines Unfalls in sich aufnehmen können, um Passagiere zu schützen. Bisher waren alle Stellen am Auto gleich stabil, Bleche und Rahmen überall gleich stark: ein immenses Risiko für Leib und Leben der Insassen. 1959 geht mit dem Mercedes 220 das erste Fahrzeug mit Knautschzone in Serie. Es ist eine Revolution im Autobau.
Forschen unterm Glassturz
Barényi wird am 1. März 1907 als Sohn einer großbürgerlichen Unternehmerfamilie im österreichischen Hirtenberg geboren. Nach dem plötzlichen Tod des Vaters verarmt, entscheidet er sich, sein Leben fortan in den Dienst der automobilen Sicherheit zu stellen. Jahrelang werden seine genialen Ideen als Phantastereien verkannt. Erst der Generaldirektor und spätere Vorstandsvorsitzende von Daimler Benz, Wilhelm Haspel, erkennt 1939 sein Talent. Eine halbe Stunde Gespräch reichen Haspel aus, dann nimmt er den Visionär in seine Dienste. "Sie kommen unter einen Glassturz", soll er Barényi die ungestörte Arbeit im Haifischbecken neidischer Konkurrenten unter seinem persönlichen Schutz schmackhaft gemacht haben. "Und Sie denken 40 Jahre voraus." An diese Weisung wird sich Barényi halten.
Barényi konstruiert eine ökonomischere Lenkung. Er führt den Crashtest in den Entwicklungsprozess des Autos ein. Er erfindet eine stabilere Fahrgastzelle. Und er zeichnet bereits im Jahr 1925 ein Automobil mit buckliger Karosserie, für das Ferdinand Porsche 15 Jahre später mit Unterstützung Adolf Hitlers den Ruhm einfährt: den VW Käfer. Barényi stirbt 1997 in Böblingen. Zum Zeitpunkt seines Todes besitzt er über 2.500 Patente.
Stand: 01.03.07