Auf dem Parkett der New Yorker Börse wechseln täglich mehr als drei Milliarden Aktien den Besitzer. Über 3.000 Aktiengesellschaften mit einem Gesamtwert von rund 25 Billiarden Dollar sind heute in New York gelistet. Das entspricht fast dem Zehnfachen des gesamten Bundeshaushalt Deutschlands.Angefangen hat alles sehr bescheiden: Nachdem die amerikanischen Siedler ihre Unabhängigkeit erkämpft haben, ist der junge Staat nach dem langen Krieg mittellos. Die Bürger sollen durch Staatsanleihen und den Kauf von Wertpapieren das notwendige Kapital aufbringen, um die Vereinigten Staaten zu erschließen und die Nation aufzubauen.
Die ersten Händler preisen ihre Anleihen und Aktien auf der Straße an, die zum Hafen im Süden Manhattans führt. Dort haben Befestigungspalisaden gestanden, nach der die Wall Street benannt wird. Am 17. Mai 1792 unterzeichnen zwei Dutzend Männer unter einer ausladenden Platane, einem "Buttonwood Tree", das so genannte Buttonwood-Abkommen: "Wir, die Händler öffentlicher Aktien, versprechen feierlich und verpflichten uns gegenseitig, dass wir ab heute weder Aktien oder sonstige öffentliche Anleihen kaufen oder verkaufen, an niemanden, ohne mindestens ein Viertel Prozent Kommission auf den Wert zu berechnen." Neben Mindestprovisionen verabreden sie auch, sich gegenseitig durch Vorkaufsrechte zu bevorzugen.Die Basis für das später äußerst profitable Investment-Banking ist gelegt. Die Männer verpflichten sich zudem, außerhalb ihres "New Yorker Aktientausch-Rates" keinen Handel mehr zu tätigen. Der förmliche Name "New York Stock and Exchange Board" folgt allerdings erst 19 Jahre später, als auch ein eigener Handelsplatz und feste Handelszeiten beschlossen werden. Heute heißt die Börse "New York Stock Exchange" (NYSE).
Der Traum, ohne eigene Arbeit, nur durch geschickte Spekulation aus wenig Geld viel zu machen, ist bis heute der Antriebsmotor der Börse. Doch es gibt immer wieder Rückschläge: 1873 brechen die Kurse beispielweise wegen des Goldrauschs ein, die Börse bleibt zehn Tage geschlossen. 1929 kommt es aufgrund der Weltwirtschaftskrise zum Crash. Auch wenn der Wert von Aktien spekulativ zu hoch getrieben wird, droht der Absturz. Wollen bei so genannten Marktbereinigungen alle Aktienbesitzer ihre Anteile so schnell als möglich verkaufen, können ganze Industrien zusammenbrechen. Wie zum Beispiel 2000, als allein in Manhattan 50.000 Beschäftigte in der Internet-Industrie ihre Jobs verloren haben.
Stand: 17.05.07