Stichtag

23. Mai 2006 - Vor fünf Jahren: Buchheims "Museum der Phantasie" eröffnet

"Nein", sagt Lothar-Günther Buchheim, Autor des Weltkriegs-Bestsellers "Das Boot" (1973): "Mein Museum ist das nicht". Der Sammler mit der Augenklappe, der sich auf der Terrasse des Gebäudes in Bernried am Starnberger See schon einmal wutschnaubend aus seinem Rollstuhl aufstemmt, wenn Radfahrer durch den Museumsgarten fahren, ist zunächst alles andere als zufrieden. "Was ich gebraucht hätte, das wären Wände, Wände, Wände in der richtigen Beleuchtung", grantelt er dem Bürgermeister Walter Eberl bei der Eröffnung am 23. Mai 2001 entgegen. "Stattdessen habe ich Balkone, Balkone, Terrassen, Terrassen bekommen". Dabei spiegelt die Architektur des Baus mit seinen Planken und seinem zwölf Meter langen Steg sogar die Entstehungsgeschichte des Museums wieder. Denn wenn man vom Starnberger See kommt, sieht das "Museum der Phantasie" aus, als sei es nach langer Odyssee gerade erst gestrandet. Und eine solche Irrfahrt hat es tatsächlich hinter sich.

Ursprünglich soll Buchheims "Museum der Phantasie", das neben zentralen Werken des Expressionismus auch afrikanische Masken, Glaskugeln, asiatische Vogelbauer, Karussellpferde, Scherenschnitte und Buchheims Laubsägearbeiten enthält, in Duisburg entstehen. Der Vorvertrag mit Nordrhein-Westfalen indes platzt. Edmund Stoiber (CSU) wittert seine Chance und bietet Buchheim an, der Sammlung in Bayern eine 33 Millionen Euro teure neue Heimat zu geben. Nach allerlei Zwistigkeiten mit verschiedenen Bewerbern fällt die Wahl auf Feldafing. Aber die Bewohner wehren sich mit Hilfe eines Volksentscheids. "Gullyratten" wird Buchheim die Feldafinger deshalb nennen. Erst in Bernried findet er schließlich seinen Traum verwirklicht. Inzwischen gibt sich Buchheim auch im Blick auf die Architektur versöhnlich. "Im Ganzen bin ich jetzt doch zufrieden", sagt er fünf Jahre nach der Eröffnung. "Der Bau hat Qualitäten, die ich nicht vermutete. Ich hab ihn jetzt ganz gerne."

Stand: 23.05.06