Stichtag

01. September 2006 - Vor 110 Jahren: Abhay Charan De in Kalkutta geboren

Im Sommer 1965 sitzt ein alter hinduistischer Mönch im New Yorker Central Park und singt religiöse Weisen. Nach einiger Zeit schließen sich ihm junge Leute an. Es ist die Zeit, in der Flower Power und Indien-Sehnsucht in der Luft liegen. Ein Jahr später gründet der Mönch, der sich Prabhupada Bhaktivedanta nennt, mit seinen Anhängern die "International Society for Krishna Consciousness" (ISKON).Über Prabhupada Bhaktivedanta ist bis heute nur bekannt, was die von ihm gegründete Krishna-Bewegung veröffentlicht hat. Danach wird er am 1. September 1896 in Kalkutta als Abhay Charan De geboren. Im Alter von 26 Jahren findet er angeblich seinen Guru, seinen religiösen Meister, der ihm den Auftrag gibt, dem Westen das religiöse Wissen des Hinduismus zu vermitteln. Aber Abhay Charan De führt zunächst ein unauffälliges Leben. Er heiratet auch. Erst später wird er der Mönch Prabhupada Bhaktivedanta, der schließlich nach Amerika geht.Die ISKON breitet sich in den Jahren der Hippie-Gegenkultur rasch international aus. Ihre Anhänger ziehen singend und betend durch die Straßen, in hinduistische Mönchs-Gewänder gehüllt. Sie verteilen gegen Spenden Buchausgaben der hinduistischen heiligen Schrift Bhagavadgita oder die Lebensbeschreibung eines Krishna-Anhängers. Krishna ist im Hinduismus ein wichtiger Gott, eine der Erscheinungen des Gottes Vishnu. Die ISKON-Mitglieder sollen seinen Namen in einem Mantra 1.728 Mal am Tag anrufen. Die strenge Regel beruht auf Zahlensymbolik: 108 Perlen hat eine hinduistische Gebetskette, 16 Mal atme der Mensch pro Minute - beides wird multipliziert. Der Krishna-Jünger muss so im Schnitt zwei Mal pro Minute sein Mantra singen oder beten. Außerdem darf er kein Fleisch und keine Eier essen. Für Sex braucht er die Erlaubnis seines Gurus.

1974 gründet sich die deutsche Sektion der "Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein". Die fröhlichen Mönche in den Fußgängerzonen stoßen bald auch auf Kritik. Eltern von Mitgliedern berichten, die Bewegung nehme jungen Menschen die Selbstbestimmung, nutze sie finanziell aus und befehle ihnen den Bruch mit dem Elternhaus. Der Gründer stirbt 1977 im Alter von 81 Jahren in einem indischen Tempel, den er von Spenden errichten ließ. Die große Zeit der Krishnaanhänger im Westen ist bald vorbei. Heute hat die Bewegung in Deutschland nur noch etwa 380 Mitglieder.

Stand: 01.09.06