In den späten fünfziger Jahren kommen die Kunden mit einem Netz voll Schmutzwäsche ins Geschäft von Bodo Druba. Der Verkäufer öffnet die Klappen seiner Waschmaschinen, die Kunden füllen ihre dreckigen Kleidungsstücke ein. Dann setzt man sich gemeinsam auf eine Bank, um die allmähliche Säuberung in der rotierenden Trommel zu bestaunen.
Zwei bis drei Stunden dauert eine solche Verkaufsvorführung. So recht mag noch niemand glauben, dass ein Apparat die schwere Arbeit des Wäschwaschens vollständig übernehmen kann. Allerdings hat die neue Technik ihren Preis. Für vier Kilo Wäsche werden 200 Liter Wasser benötigt. Mit riesigen Bolzen müssen die Vollwaschautomaten im Kellerboden verankert werden, damit sie beim Schleudergang von 400 Umdrehungen nicht über den Boden wandern. Die ersten Maschinen kosten 1.500 bis 2.000 D-Mark - für viele Verbraucher mehr als ein Monatseinkommen.
Wegbereiter für den zur Maschine gewordenen Traum aller Hausfrauen ist Gottlob Bauknecht, der 1892 in Neckartenzlingen geboren wird. Als Achtjähriger sieht der Bauernsohn erstmals elektrisches Licht - und ist begeistert. 1919 eröffnet er auf der schwäbischen Alb eine Ein-Mann-Elektrowerkstatt. Sein 1932 erfundener Elektromotor - der erste rundherum geschlossene Motor seiner Art - wird in der Industrie, in den Mühlen und auf den Bauernhöfen zum Verkaufsschlager.
Erste Fabriken entstehen, bald hat Bauknecht 1.000 Beschäftige. Im Zweiten Weltkrieg werden die Anlagen zerstört, aber schon 1947 fragt ein schwedischer Händler nach den beliebten Motoren. Bauknecht macht weiter - und überlegt als sparsamer Schwabe, wie er die Stanzabfälle aus Elektroblech verwerten kann. So entsteht Bauknechts erste Erfindung für die Großküche: ein elektrischer Fleischwolf, dem bald schon kleine Haushaltshilfen zum Teigrühren und Gemüseschneiden folgen. Vollautomatische Waschmaschinen komplettieren das Programm: Die "Constructa" von 1956 wird zum Erfolgsschlager.
Bauknechts Geschäft brummt: 1962 haben 70 Prozent der deutschen Haushalte noch keine Waschmaschine. Ende der sechziger Jahre hat das Unternehmen 12.000 Mitarbeiter und zwölf Fabriken allein im Ausland. Der Werbeslogan "Bauknecht weiß, was Frauen wünschen" wird zum Allgemeingut. Als aber der Firmengründer am 9. September 1976 im Alter von 85 Jahren stirbt und seine Söhne die Geschäfte übernehmen, stürzt der Betrieb in eine tiefe Krise.
Der Markt ist gesättigt, billige Anbieter aus Italien und Jugoslawien drängen ins Land. 1982 meldet die Traditionsmarke Konkurs an, 2.000 Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Die Hausgeräte-Sparte wird zunächst von Philips übernommen, später springt der US-Multi Whirlpool ein.
Stand: 09.09.06