Stichtag

13. Oktober 2004 - Vor 120 Jahren: Der Null-Meridian von Greenwich weltweit anerkannt

Greenwich ist ein altes Städtchen an der Themse, seit langem von London eingemeindet - kein bedeutender Ort. Greenwich ist zugleich so etwas wie der Nabel der Welt, ihr Anfang und ihr Ende, ihre Stelle Null. Hier kann man den Längengrad 0 als eisernes Band im Boden besichtigen, nachts sogar angestrahlt und als Laserstrich nach oben projiziert.Eigentlich ist der Null-Meridian nur eine gedachte Linie. 360 solcher Linien verlaufen längs über unsere Globen. Von einer zur nächsten gedachten Linie braucht die Sonne 4 Minuten. Seit John Harrison 1759 eine Uhr erfand, die auch Schiffsreisen aushält und überall genau geht, können Seefahrer ihre Position leicht bestimmen. Sonne und Uhr genügen. Wie die Längslinien der Erdeinteilung gezählt werden, ist reine Konvention. Die Breitengrade haben ihre natürliche Ordnung: Schließlich gibt es den Äquator und die Pole. Den Längengrad 0 lassen die europäischen Seefahrer lange durch Ferro, die westlichste kanarische Insel, verlaufen. Hier endet die alte Welt. Später denkt man national: Die Franzosen teilen die Welt in Ost und West, für die Russen läuft der Null-Meridian durch St. Petersburg und für die Engländer durch London, genau durch ihre ehrwürdige, 1675 gegründete Sternwarte. Ein Streit mit manchmal tödlichen Folgen: Denn in der Kommunikation auf See kann ein Missverständnis den Untergang bedeuten.

1884 trifft sich in Washington die "Internationale Konferenz zur Festlegung des Null-Meridians und einer Weltzeit." Weil die Natur uns nicht sagt, wo der Nabel der Welt liegt, setzt die Macht sich durch. Die hat seinerzeit England mit seinem riesigen Kolonialreich. Deshalb beginnt die Einteilung der Welt mit Beschluss vom 13. Oktober 1884 an der Themse.


Stand: 13.10.04