Stichtag

01. April 2005 - Vor 1040 Jahren: Der arabische Gelehrte Al-Haitham geboren

Abu Ali al-Hasan al-Haitham wird im Jahre 965 in Basra geboren, in der Blütezeit des arabischen Reiches von Bagdad, dem Reich der Geschichten aus 1001er Nacht. Fast wie eines dieser Märchen klingt auch seine eigene Lebensgeschichte.Am Hof der Hauptstadt steigt al-Haitham zum Wesir des Kalifen auf, zum zweiten Mann des Staates. Aber er möchte kein Beamter, sondern ein Gelehrter sein. Weil es keinen anderen Ausweg aus der Staatsraison gibt, täuscht er Wahnsinn vor. Unter dem Deckmantel der Verrücktheit wird er einer der größten Wissenschaftler seiner Zeit und ist, so wie seine Zeitgenossen Avicenna und al-Biruni,  allen Intellektuellen Europas überlegen. Das erkennt auch der Kalif - Wahnsinn hin oder her - und schickt ihn nach Ägypten. Dort soll er den Nil so eindämmen, dass sich die jährlichen Überschwemmungen steuern lassen. Aber der "Wahnsinnige" muss vor Ort erkennen, dass das Projekt größenwahnsinnig ist und gibt es gegen den Willen des Kalifen auf.

Zur Strafe wird er auf einen Verwaltungsposten in Kairo versetzt. Hier wird Al-Haitham kurzerhand wieder irre. Der Kalif, darüber wütend, stellt ihn unter Hausarrest. Al-Haitham richtet seine Wohnung als Labor ein. Er experimentiert hier mit dem Licht, entdeckt, dass das Auge keine Lichtstrahlen aussendet, sondern sie empfängt, berechnet die Lichtbrechung in der Atmosphäre und erfindet "Lesesteine aus Glas" – die Lupe. 1040 stirbt er in Kairo. Aber während die dortige Universität etwa hundert Jahre später wegen Ketzerei geschlossen wird, übernehmen die Europäer im späteren Mittelalter begeistert seine Schriften. Alhazen, wie er hier genannt wird, beeinflusst den Beginn experimenteller Naturwissenschaft in Europa. So wird dort zum Beispiel erst um 1290 die erste Brille entwickelt - mehr als 250 Jahre nachdem Alhazen sie 'erdacht' hat.


Stand: 01.04.05