Stichtag

13. Januar 2004 - Vor 20 Jahren: Die DDR-Tournee der Kölschrock-Gruppe BAP platzt

Aufkleber und T-Shirts waren schon gedruckt, die Konzerte der Tour ausverkauft. Doch dann sangen am 13. Januar 1984 beim Eröffnungskonzert im Ost-Berliner Palast der Republik vor mehreren tausend überraschten Jugendlichen nicht BAP aus Köln, sondern die Puhdys. Aus der DDR-Tournee der Rockgruppe um Wolfgang Niedecken wurde in jenem Jahr ebenso nichts wie aus Udo Lindenbergs "Sonderzug nach Pankow".

Dabei hatte die FDJ, die Jugendorganisation der DDR, die Band eingeladen. Aber schon im Vorfeld der Veranstaltung "Rock für den Frieden" gab es Ärger: Bei einer Fernsehsendung in Magdeburg fanden die vorher geplanten Interviews mit den Musikern nicht statt. Also schrieb Niedecken seine Botschaft in einen neuen Song. "Deshalv spill mer he" (hochdeutsch: "Deshalb spielen wir hier") begründet den DDR-Ausflug mit der Solidarität aller Pazifisten, egal ob es gegen amerikanische oder sowjetische Raketen geht, und fragte, wann man hier endlich "das Maul aufmachen" könne. Noch jedenfalls nicht, entschieden die Veranstalter: Sie verlangten am Vorabend des Konzerts die Streichung des Songs. Daraufhin reiste BAP ab. "Deshalv spill mer he" wurde zur Begründung des Gegenteils.

Nach diesem Debakel sei die Band zunächst in ein tiefes Loch gefallen, erzählte Niedecken später. Allerdings gestand er im Rückblick auch die eigene Naivität ein: Man habe die Verhältnisse im SED-Staat falsch eingeschätzt. Die Jugendlichen hätten die Band auch ohne einen Sondertext verstanden. "Aber ich Idiot musste hingehen und diese idiotensichere Variante schreiben. Das war zu dem Zeitpunkt schon überflüssig wie ein Kropf."



Stand: 13.01.04